Im Auftrag Ihrer Majestät war man ziemlich exklusiv unterwegs, als «Beauftragter der Bundesregierung» kann man mit einem knappen halben Hundert gleich bestallter Kollegen eine Gewerkschaft aufmachen.

Mehr als vierzig Beauftragte und Sonderkoordinatoren sind für die Ampel unterwegs – und es werden immer mehr.

Den Queer-Beauftragten hat das Familienministerium neu eingesetzt, weil Familie offenbar auch alles ist, was nicht Familie ist.

Die Aussenministerin brauchte dringend eine Beauftragte für internationale Klimaverhandlungen und fand es angemessen, die Ex-Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan dafür als Lobbyistin ins Amt zu holen.

Für «Anti-Rassismus» gibt es selbstverständlich einen Bundesbeauftragten, obwohl der Rassismus vermutlich das eigentliche Problem ist, aber nicht genannt werden darf, und die rund 70.000 Sinti und Roma bekamen auch einen Beauftragten, der sich um ihr «Leben» und um «Anti-Ziganismus» kümmern soll.

Der persönliche Afrika-Beauftragte des Kanzlers ist übrigens noch nicht ernannt. (Bewerbungen: Willy-Brandt-Str. 1, 10557 Berlin).

Beauftragte setzen Zeichen, welche Themen Regierungen wichtig sind, inzwischen ist alles und nichts mehr wichtig.

Dass es im Verkehrsministerium Beauftragte für Güterverkehr, Schienenverkehr und Ladesäulen gibt, ist so banal wie eine Ameise auf ihrem Haufen. Das ist schlicht der Job des Ministeriums!

Mehr als 6000 neue Stellen hat die Bundesregierung geschaffen und lässt sich bei gut fünfstellig bestallten Beauftragten auch nicht lumpen.

Und wer sich bis drei verzählt hat und nicht auf den Bäumen ist, hat gute Chancen, auch noch beauftragt zu werden …

Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen.