Ich bin auch dafür, dass Menschen über das Alter hinaus arbeiten, das Gewerkschaften für angemessen halten, aber die politischen Führer der Vereinigten Staaten übertreiben. Präsident Joe Biden hat sich bereits in die Kindheit zurückentwickelt. Der 79-Jährige ist verbal inkontinent, wenn nicht mit dem Autocue gefüttert wird. Selbst das kann eine Herausforderung sein, wie wir sahen, als er am Ende einer Rede die Anweisungen vom Teleprompter ablas: «Zitat Ende. Wiederholen Sie den Satz.»

Selbst die Demokratische Partei hält ihn nicht mehr für sein Amt geeignet. Die Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, die unter grossem Jubel des Westens und grossem Geschnaube Chinas in Taiwan eintraf, ignorierte Bidens schlaffe Erklärung: «Ich glaube, das Militär hält das im Moment für keine gute Idee.»

Der 82-jährigen Pelosi sieht man ihr Alter nicht an, auch wenn sie schon mehr Reparaturen hinter sich hat als eine deutsche Autobahn. Leider können Schönheitschirurgen nicht an ihrem Gehirn arbeiten. Bei ihrer Ankunft erklärte sie atemberaubend einfallslos und überflüssig provokativ: «Der Besuch unserer Kongress-Delegationen in Taiwan ehrt Amerikas unerschütterliches Engagement zur Unterstützung der lebendigen Demokratie in Taiwan.»

Weder diese Erklärung noch ihr Besuch sind es wert, einen Krieg mit China zu riskieren. Denn genau das steht auf dem Spiel. Der tölpelhafte Biden trat schon in ein Fettnäpfchen, als er sagte, dass die USA bei einem Einmarsch Chinas in Taiwan militärisch eingreifen könnten. Dieser Bemerkung widersprach sofort das US-Aussenministerium. Hier verfolgt man seit langem eine Politik der «strategischen Zweideutigkeit» zu diesem Thema.

Für viele ist Taiwan die nächste geopolitische Bombe nach der Ukraine. Aber diese Geschichte ist anders. Seit der berühmten Annäherung an China unter Kissinger und Nixon in den 1970er Jahren haben die USA stets das Ein-China-Konzept akzeptiert. Das gilt auch für Taiwan; selbst Präsidentin Tsai, die Vorsitzende der für die Unabhängigkeit Taiwans eintretenden Partei, akzeptiert de facto weiterhin, dass Taiwan eine Provinz Chinas ist. Alles andere zöge eine sofortige Kriegserklärung Chinas nach sich.

Angesichts der Tatsache, dass Chinas ultranationalistischer oberster Führer Xi Jinping offen seine Absicht bekundet hat, die administrative Kontrolle über die seiner Ansicht nach abtrünnige Provinz zurückzugewinnen, sind Spannungen wegen Taiwan unvermeidlich. Der militärische und diplomatische Druck auf Taiwan wurde in den letzten Jahren massiv erhöht. Doch Pelosis hurrapatriotische Beleidigungen giessen Öl ins Feuer und führen zu nichts – Gestenpolitik in ihrer absurdesten Form.

Amerika sollte einfach stillschweigend Taiwan weiter bis an die Zähne bewaffnen, was seit der Ermächtigung durch den Taiwan Relations Act des Kongresses von 1979 geschieht. Das Ergebnis ist, dass Taiwan eine Hightech-Tigerfalle gebaut hat, die Chinas Militärkommandeure in Angst und Schrecken versetzen wird. Darüber hinaus ist die Insel von der Grösse der Schweiz zu zwei Dritteln von dichten, bewaldeten Bergen bedeckt, die noch immer von wildlebenden, unabhängigen Eingeborenenstämmen bewohnt werden – ideales Terrain für eine dauerhafte Verteidigung. Selbst eine 1,5 Millionen Mann starke US-Armee in Asien während des Pazifikkriegs verzichtete auf den Plan, in Taiwan (damals japanisch kontrolliertes Formosa) einzumarschieren.

In der Zwischenzeit sollte Amerika alle Handlungen vermeiden, die unabsichtlich Feindseligkeiten provozieren könnten, wie etwa Pelosis Besuch. Wie der geopolitische Guru seiner Zeit, Henry Kissinger, kürzlich feststellte, ist es für den Weltfrieden insgesamt wichtig, dass die Vereinigten Staaten und China ihre feindseligen Beziehungen entschärfen. Im hohen Alter von 99 Jahren hat Kissinger bewiesen, dass nicht alle alten Politiker zum alten Eisen gehören. Aber er könnte die Ausnahme sein, die die Regel bestätigt.