Als gestern die Nachricht vom Attentat auf Imran Khan um die Welt ging, standen sofort die Fragen im Raum: Waren es Mitglieder der pakistanischen Armee, die das Attentat organisiert hatten? War die CIA mitschuldig an dem Versuch, einen erklärten Feind Washingtons zu beseitigen?

Ich kenne den frühere Premierminister Pakistans als gläubigen und furchtlosen Mann. Meine Einschätzung Khans ist freilich nicht ganz objektiv. Imran war mein Schwager – meine ehemalige Ehefrau ist die Halbschwester von Imrans früherer Gattin.

Was ohne Zweifel feststeht: Khan ist eine der herausragendsten Figuren der Gegenwart. Der 70-Jährige war Kricket-Superstar. In den 1980er Jahren war er ein glamouröser Schürzenjäger, der sich durch die Reihen der aristokratischen Schönheiten in den Londoner Nachtclubs von Mayfair wie Annabel’s und Tramp schlug.

Heute ist er bei weitem der populärste Politiker Pakistans. Er hatte versucht, seinen Erzfeind, Premierminister Shehbaz Sharif, der ihn im April durch einen parlamentarischen Staatsstreich abgesetzt hatte, zur Einberufung vorgezogener Wahlen zu zwingen.

Waren es also seine politischen Feinde, die ihn aus dem Weg schaffen wollten?

Die Festnahme und Befragung des Attentäters, Faisal Butt, wenige Stunden nach dem gescheiterten Attentat kam verdächtig gelegen. Butt gestand, Imran töten zu wollen, verwischte aber schnell seine Spuren, indem er sagte: «Niemand war hinter mir, niemand ist auf meiner Seite.»

Wie auch immer die Wahrheit aussehen mag, weder Imran noch seine Anhänger glauben, dass es sich nicht um eine Verschwörung handelte.

In Pakistan wurden Attentate in der Vergangenheit häufig als politisches Mittel eingesetzt. Die Ermordung Benazir Bhuttos steht als Beispiel dafür.

Die hochrangige politische Verbündete von Imran, Shireen Mazari, hat bereits die Regierung und das «Establishment», ein Codewort für die pakistanische Armee, beschuldigt, hinter dem Attentat zu stecken.

In der Zwischenzeit wird der verwundete Imran, dessen erste Aussage nach dem Attentat lautete, «Allah hat mir ein weiteres Leben geschenkt», seinen Marsch nach Islamabad fortsetzen.

Khan wird sich nicht von seinem Ziel abbringen lassen, die seit Generationen korrupten pakistanischen Politikerfamilien von der Macht zu entfernen. Sein Schicksal mag die Ermordung sein. Aber wie er mir bei mehreren Gelegenheiten gesagt hat: «Ich glaube an Gott, warum sollte ich den Tod fürchten?»