Das Bismarck-Zimmer im Auswärtigen Amt ist Geschichte. Hausherrin Annalena Baerbock hat es umbenannt in «Saal der deutschen Einheit» und das zugehörige Bismarck-Porträt abhängen lassen. Sie hätte es bleiben lassen sollen.

Bismarck war Gründer des Auswärtigen Amts und sein erster Chef gewesen. Und Bismarck war ein aussenpolitischer Virtuose. Er war ein Meister im Austarieren der Mächte, weswegen ihm am Ende die erste deutsche Einheit glückte. Er begriff, dass Macht nur für den als Instrument der Politik taugt, der bereit ist, moderat zu sein und das Existenzrecht anderer Staaten zu respektieren.

Seine Nachfolgerin 150 Jahre später hat diese Lektion nicht gelernt. Sie, die sich Völkerrechtlerin nennt, nutzt die Macht, die Deutschland als Industrienation hat, gnadenlos aus, um anderen Ländern ihre Werte aufzudrücken wie den Stempel «Made in Germany».

«Wertegeleitete Aussenpolitik» nennt sie das, und es ist das Gegenteil von einer interessengeleiteten Aussenpolitik, wie Bismarck sie beherrschte. Die eine geht impulsiv vor und macht, was sie für richtig hält. Der andere ging rational vor und bedachte seine Entscheidungen vom Ende her. Der einen geht es um sich, dem anderen ging es um sein Land.

Insofern ist es konsequent, wenn Baerbock nun Amtsgründer Bismarck als Namensgeber für ihr Konferenzzimmer ausradiert. Dass es jemals in «Baerbock-Zimmer» im Auswärtigen Amt geben wird, ist damit allerdings noch etwas unwahrscheinlicher geworden.