Sie tut es schon wieder.

Völlig blind für die Kulturgeschichte Europas liess die deutsche Aussenministerin jüngst das jahrhundertealte Kruzifix aus dem Münsteraner Friedenssaal entfernen. Nun trifft der militante Cancel-Furor einen bedeutenden deutschen Staatsmann: Otto von Bismarck.

Das Bismarck-Zimmer im Auswärtigen Amt wurde umbenannt, das dortige Bismarck-Gemälde abgehängt. Die Pressestelle meldete, man wolle der «historischen Entwicklung des Raumes Rechnung tragen, in dem zu DDR-Zeiten das Politbüro der SED tagte». Daher der neue Name: «Saal der Deutschen Einheit». Und wie heisst er übermorgen? «One-Love-Room»?

Baerbock selbst liefert keine Begründung. Kann sie machen, was sie will? Wieso stoppt niemand die geschichtszensierenden Grünen? Wer und was wert ist, in die Geschichte einzugehen, entscheiden nun also woke Genderisten?

«Alte weisse Männer» haben da bekanntlich schlechte Karten. Dass Bismarck 1870 das Auswärtige Amt gründete, spielt keine Rolle. Er hat nicht nur das falsche Geschlecht, sondern fällt bei den Moralwächtern ohnehin durch den Tugend-Katalog.

Darf man jetzt nur noch Teil der Geschichte sein, wenn man «alles richtig gemacht» hat? Allein: Wer kann das schon von sich sagen?

Dass der Reichskanzler Bedeutendes leistete für die Einheit Deutschlands und die modernsten Sozialgesetze seiner Zeit einführte, wird völlig ignoriert.

Zugleich: Kritik an Bismarck darf und soll stattfinden. Historisches Erbe ist zur Auseinandersetzung da. Auslöschung ist nur etwas für Bildungsferne.

Der griechische Philosoph Platon plädierte dafür, die Staatsherrschaft nur den Tüchtigsten und Klügsten zu überlassen.

Dass Lebenslauf-Fälscherin Baerbock dringend Nachhilfe braucht in Geschichte, zeigt auch ihr TV-Talk-Statement, wonach der Ukraine-Krieg anders geführt werde «als im 19. Jahrhundert» – damals hätte man «nur mit Panzern» gekämpft.

Baerbock glaubt also, dass Napoleons Truppen mit Panzern loszogen?

Und für wen hält sie eigentlich Bismarck? Für den Erfinder des nach ihm benannten Herings?