Ein Bandenkrieg zwischen den Hells Angels und den Bandidos sorgt für Schlagzeilen. Über 200 Motorrad-Rocker haben sich in Bern am Rande eines Prozesses gefährliche Scharmützel geliefert. Der Tages-Anzeiger kommentiert: «Besorgniserregend ist die Herkunft der beteiligten Gangmitglieder.»

Dieser Satz ist bemerkenswert. Denn noch kaum je hat bislang der Tages-Anzeiger seine Besorgnis über die Herkunft von Kriminaltätern geäussert. Seien es die fast alltäglichen Messerstechereien, Schiessereien, Prügeleien, Rasereien auf den Strassen, seien es Femizide, Ehrenmorde, islamistische Anschläge oder antisemitische Ausschreitungen: Noch kaum je hat sich der Tages-Anzeiger zum Satz bewegen lassen, die «Herkunft» dieser Kriminaltäter sei «besorgniserregend».

Bei den Auseinandersetzungen von zwei verfeindeten Rockergruppen ist die Sachlage offenbar so, dass manche Bandidos aus Deutschland stammen. Oder auch aus den Niederlanden, Belgien, Norwegen oder Dänemark. Fest steht allerdings, dass diese Herkunftsländer in den letzten Jahrzehnten nicht an der Spitze der Schweizer Ausländer-Kriminalstatistik standen.

Wenn der Tages-Anzeiger jetzt empört über eine «Europäisierung» der Kriminalität aufschreit, hat dies mit den tatsächlichen Sicherheitsproblemen der Schweiz wenig zu tun. Bei der hiesigen schweren Kriminalitätsstatistik spielen nämlich West- und Nordeuropa kaum eine Rolle. Wohl aber Afrika, der Mittlere Osten, Südamerika und Osteuropa. Wenn sich die Journalisten schon Sorgen über die Herkunft von Kriminellen machen, dann bitte über die richtigen. Es gibt wahrlich noch weit schwerere Jungs als die Töff-Rocker.