Das C in ESC steht für contest – ein Wettbewerb, bei dem Europäer den besten Song des Jahres wählen.

Seit gestern steht das C für coronation – die Krönung eines Songs, unabhängig von künstlerischer Qualität. Moral obsiegte über die Musik. Die Ukraine triumphierte beim European Song Contest.

Auch früher war versucht worden, die Show politisch zu instrumentalisieren. Aber so unverschämt wie jetzt wurde sie noch nie vereinnahmt.

Auf offener Bühne forderte der Leadsänger Hilfe für im Stahlwerk Asowstal eingeschlossene Neonazis. Präsident Selenskyj verlangte douze points für die Ukraine – mit derselben nassforschen Selbstverständlichkeit, mit der er Geld, Waffen und Solidarität einklagt.

Die Rechnung ging auf, und Selenskyj lud den ESC fürs nächste Jahr in die Trümmerwüste von Mariupol ein. Damit wäre die Politisierung des Wettbewerbs zementiert.

Gedacht war er eigentlich als Unterhaltungsshow, die Entspannung und Ablenkung bieten soll in sorgenvollen Zeiten.

Doch nach zwei Jahren Krieg, Krise und Corona gönnt man uns noch nicht einmal mehr diese kleinen Fluchten.