Am Tag, als Livia Leu ihren Rücktritt als Chefunterhändlerin für das EU-Dossier bekanntgab, wurde gleichzeitig informiert, dass sie danach Schweizer Botschafterin in Berlin wird.

Deutschland ist eine der Topadressen für Diplomaten. Dorthin versetzt zu werden, ist eine Auszeichnung und bildet die Krönung einer Laufbahn im diplomatischen Dienst.

Nun gab es natürlich ein paar Parlamentarier, die nach dem Rücktritt von Leu – der ja gewissermassen auch eine Art Scheitern darstellt, da sie den Bettel hinschmeisst – die Frage aufwerfen, weshalb sie nun auch noch belohnt wird.

Das ist eine durchaus berechtigte Frage, aber leider gang und gäbe – oder muss man von einer bundesbernischen Unsitte sprechen?

Erinnern Sie sich an Leus Vorgänger, Staatssekretär Roberto Balzaretti?

Er hat den Rahmenvertrag ausgehandelt, der vom Bundesrat im Juni 2021 beerdigt wurde. Plötzlich fiel er bei Cassis ebenfalls in «Ungnade». Das munkelte man jedenfalls in Bern. Und dann wurde er mit dem Botschafter-Posten in Paris reichlich beschenkt – auch dies ist ein begehrtes Ziel bei den Gesandten.

Pascale Baeriswyl, die sich vor Balzaretti am EU-Dossier die Zähne ausgebissen hatte, landete danach nicht etwa auf einem Nebengeleise oder einem unbedeutenden Botschafterposten in einem Drittweltland, was ihrem früheren Engagement für die Dritte Welt entsprochen hätte. Nein, sie wurde stattdessen Chefin der Schweizer Uno-Mission in New York und vertritt unser Land im Uno-Sicherheitsrat – ein Schoggi-Job.

Für den früheren Staatssekretär Yves Rossier, der die Verhandlungen zum Rahmenvertrag initiiert hatte, wurde nach seinem abrupten Abgang sogar das Nominationsverfahren im Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) auf den Kopf gestellt. Er wollte nach Moskau und kam auch nach Moskau, obwohl schon jemand anders für diesen Posten vorgesehen war.

Der einzige Chefunterhändler, der beim Rahmenvertrag scheiterte und nicht mit einem prestigeträchtigen Botschafterposten belohnt wurde, war Jacques de Watteville. Er ging nämlich in Pension – mit einer fetten Abfindung für nicht bezogene Ferientage.

Ein spannender Berufsstand also, in welchem man fürs Scheitern belohnt wird.

Aber wieso eigentlich?

Die 3 Top-Kommentare zu "Belohntes Scheitern: Welcher Chefunterhändler auch immer sich am EU-Dossier die Zähne ausbiss, für alle war der Posten ein Karriere-Sprungbrett. Aber wieso eigentlich?"
  • gonzo der grosse

    Der kleine Pizzaiolo aus dem Tessin oder vormals aus Italien wird den Steuerzahler noch eine Menge Geld kosten. Das Aussen Department wirft nur so mit Kohle um sich. Soeben wurde Entwicklungshilfe für Afrika reaktiviert für wiederum CHF 212 Mio. Und was er dieser unsäglichen Ukraine noch alles versprochen hat, will ich gar nicht wissen. Würde das Volk bestimmen würde er am Dezember abgewählt.

  • oazu

    Ganz einfach ist das Karriere-Sprungbrett in Bundesbern's Verwaltung: wohl alle bisherigen ausser Livia Leu waren feurige EU-Freunde, ihre Aufgabe war das trickreiche (gegen Bevölkerung) Unterjubeln der CH an EU-Brussels, solch bewiesene EU-Turbos müssen doch in übrige Verwaltung als Leuchttürme eingepflanzt werden, so dass sie so aus allen Richtungen weiter richtige Stimmung für EU und Unterordnung der CH unter deren Fuchtel machen können. Besonders wertvolle Figuren sind das für pro EU-Politik

  • Entköppelt von dieser Welt

    Frau Leu sollte man für ihre erbärmliche Leistung eigentlich nach Ouagadougou in Burkina Faso oder so abberodern und sicher nicht nach Berlin.