Ob dies ein Wendepunkt ist, wissen wir zwar noch nicht. Aber wir sehen, dass die Ukrainer das Gebiet, für dessen Eroberung die Russen ein halbes Jahr gebraucht haben, innerhalb einer Woche zurückgeholt haben.
Dieser Erfolg hat mehrere Gründe: Die Fähigkeiten der ukrainischen Armee sind erstens besser geworden, und eine zunehmende Reife lässt sich zweitens beim ukrainischen Generalstab und der Regierung in Kiew beobachten.
In den vergangenen Wochen haben die ukrainischen Streitkräfte russische Logistik-Einrichtungen bombardiert, ebenso Kommandoposten, Kommunikationslinien, die Luftabwehr und Flugplätze.
Zudem kam es zu Angriffen von Spezialeinheiten und von Partisanen in den von Russland kontrollierten Gebieten. All dies war Teil dessen, was wir als «Shaping Operations» bezeichnen. Sie haben den Boden für die Gegenoffensive der Ukrainer vorbereitet.
Der ukrainische Generalstab leistete eine meisterhafte Arbeit: Wir wussten viel über das, was die Russen taten, und nur wenig über die Pläne der Ukrainer, weil sie ihre Aktionen so gut wie möglich geheim hielten.
So gelang es ihnen, fast fünf Brigaden von Soldaten mitsamt ihrer Ausrüstung in den Norden, in die Nähe von Charkiw, zu bringen, ohne dass die Russen dies bemerkten.
Gleichzeitig sprachen die Ukrainer offen über eine grosse Offensive im Süden: Die Russen fielen auf die Täuschung herein und verlegten viele Truppen aus dem Norden in den Süden. Dadurch entstand eine Schwachstelle – genau dort, wo die Ukrainer eigentlich angreifen wollten.
Der Trick hat funktioniert.
Wichtig für den neuen Verlauf des Krieges ist auch das totale Versagen der russischen Luftwaffe und der russischen Marine. Ich frage mich: Wo sind sie?
Die russische Luftwaffe drängt fast nie in den ukrainischen Luftraum ein. Sie startet Raketen von Weissrussland oder von Russland aus, aber sie wagt sich nur selten in die Ukraine vor. Daher ist die Luftwaffe für die russischen Bodentruppen keine Hilfe.
Die Russen hatten nie eine Luftüberlegenheit, obwohl sie alle Vorteile haben. Zugleich versteckt sich die russische Schwarzmeerflotte hinter der Krim. Sie hat Angst, sich der ukrainischen Küste zu nähern, obwohl die Ukrainer über keine ernstzunehmende Marine verfügen.
Es gibt noch eine weitere Ursache für den Misserfolg der russischen Streitkräfte: ihre Kultur.
Sie operieren alle nebeneinander statt miteinander und beteiligen sich nicht an gemeinsamen Operationen, bei denen Luft-, Land- und Seestreitkräfte zusammenarbeiten.
Aus all diesen Gründen denke ich, dass die Ukrainer den Krieg gewinnen werden, zur Überraschung vieler.
Die Russen könnten bis zum Ende dieses Jahres, wenn nicht schon früher, auf die Linie vom 23. Februar zurückgedrängt werden.
Und ich halte es auch für sehr, sehr wahrscheinlich, dass ukrainische Truppen die Krim Anfang nächsten Jahres zurückerobern werden.
Auch ich hatte die russischen Streitkräfte vor Beginn dieses Krieges falsch eingeschätzt: Ich habe zwar nie an den Fähigkeiten der ukrainischen Armee gezweifelt, an deren Training ich einst beteiligt war.
Aber ich habe die russischen Fähigkeiten überschätzt. Das war nicht der einzige Fehler.
Wir haben nämlich auch das Risiko überschätzt, dass Russland eine Atomwaffe einsetzt. Viele Länder hielten sich mit der Hilfe für Kiew zurück, weil sie befürchteten, dass Wladimir Putin gegen die Ukraine Atomwaffen einsetzen könnte. Aber ich glaube kaum, dass er das tun wird, nicht in der Ukraine, weil das den Krieg nicht zu seinen Gunsten beeinflussen würde.
Zudem weiss er: Sollte Russland eine Atomwaffe einsetzen, wäre es für die USA unmöglich, sich nicht einzumischen. Das Weisse Haus müsste reagieren, denn China, Nordkorea und der Iran beobachten, wie die USA dann reagieren würden.
Die USA müssten nicht mit dem Einsatz von Atomwaffen reagieren. Das Pentagon wird für den Präsidenten viele Optionen ausgearbeitet haben, um, falls nötig, reagieren zu können.
Allerdings glaube ich nicht, dass Putin verrückt ist. Er ist böse, aber nicht selbstmörderisch.
Die Leute um ihn herum, die ihn an der Macht halten, wollen nicht, dass er Russland niederbrennt. Denn genau das wäre die Folge, sollte er Atomwaffen gegen die Ukraine einsetzen: Eine totale Zerstörung jeglicher Hoffnung für die russische Wirtschaft oder das Militär.
Ben Hodges, bis 2017 Oberkommandierender der US-Streitkräfte in Europa, ist heute Senior Advisor bei «Human Rights First».
Protokolliert: Pierre Heumann
Ben Hodges, bis 2017 Oberkommandierender der US-Streitkräfte in Europa, ist heute Senior Advisor bei «Human Rights First». Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Advisor bei "Human Rights First". Der blutrünstige Wolf wurde mit der Aufgabe betraut, Rechte der Schafe zu hüten. Wenn es nicht so tragisch wäre, müsste man sich am Boden wälzen vor lachen.
Wenn schon vermittelt werden sollte, muss man auch nötige Diplomaten herbeiziehen. Nachdem ich auf der Tass ein Interview mit der ehemaligen Außenministerin Kneisel gelesen habe ,fällt es mir schwer daran zu glauben, dass unsere westliche Wertegemeinschaft ein wirkliches Interesse am Frieden habe . Schröter, Kneisel, Willi Wimmer , Teltschik, nur einige Personen des klaren Verstandes .
Von der NZZ und vom Nebelspalter bis nun auch noch zur Weltwoche, was für ein dekadenter Kriegstreiber Geschrei. Vorher hiess es, wenn die UK nicht endlich Erfolge vorzeigt, dann ist der Westen kaum mehr bereit Kriegsmaterial zu liefern. Heute glaubt man alles von Seiten der UK-Kriegs-Propaganda. Ausgerechnet von einem der korruptesten Ländern weltweit. Soll doch jeder glauben was er will, nur, sollte diese infantile Hetze so weitergehen, steht die Menschheit womöglich am bitteren Ende!