«Die Queen konnte sich ohne Krücke fortbewegen»: Das war die Schlagzeile des Daily Telegraph zum England-Besuch von Bundespräsident Ignazio Cassis – und that’s it.

Kein Wort über den Besuch von Cassis bei Premierminister Boris Johnson und schon gar nichts über die schweizerisch-britischen Beziehungen.

Was einmal mehr zeigt, was wir schon lange wissen: Seit dem Besuch von Queen Victoria 1868 kennen die Engländer die Schweiz zwar, aber hauptsächlich wegen der schönen Berge.

Johnsons Vorstellung von «Britzerland» mit gemeinsamen Interessen ausserhalb der EU war charmant gemeint, mehr aber nicht.

Auch wenn die Schweiz im Vereinigten Königreich während der Brexit-Verhandlungen immer wieder als Vorbild für ein Nicht-EU-Land in Europa bemüht wurde, sind die Beziehungen der beiden Länder zu Brüssel sehr unterschiedlich: Die Schweiz ist als Schengen-Staat mit der Personenfreizügigkeit sowie den bilateralen Abkommen viel näher bei der EU als Grossbritannien.

Das Königreich leistete es sich mit dem Brexit, Brüssel die lange Nase zu machen und einen selbständigeren Weg einzuschlagen. Selbst essenzielle Fragen wie die Zollregeln in Nordirland blieben ungeklärt – wichtig war den Briten nur das schnelle bye-bye.

Dafür setzt das Land jetzt auf «Global Britain» und meldet wieder weltweite Ansprüche an.

Im Vergleich dazu erscheint die Schweizer Bescheidenheit verständlich, ist indes mit mehr Rücksicht auf die EU verbunden.

All das mag Bundespräsident Cassis Premierminister Johnson erläutert haben, sicher aber nicht der Queen.

Worüber er mit ihr genau gesprochen hat, sagt der Daily Telegraph nicht; das würde gegen das Protokoll verstossen. Dafür wissen dessen Leser, dass Ihre Majestät ein grau-bläulich gemustertes Kleid getragen hat – aus Seide, versteht sich.