Ausgerechnet China erhält einen Sitz im Exekutivrat der Welt-Gesundheits-Organisation WHO.

Damit hat die Volksrepublik ein gewichtiges Wort mitzureden, wenn dort globale gesundheitspolitische Massnahmen diskutiert und beschlossen werden – zum Beispiel Strategien für die Bekämpfung von Pandemien.

Das wirft Fragen auf: Denn die Null-Covid-Strategie Chinas ist in jeder Beziehung ein abschreckendes Beispiel.

Erstens setzt Xi Jinping in Schanghai eine radikale Lockdown-Politik durch, obwohl die Zahl der neuen Positiv-Fälle sinkt und bei 25 Millionen Einwohnern nur einen bescheidenen dreistelligen Betrag erreicht.

Zweitens hat China den Ausbruch der Pandemie so lange verheimlicht, bis das Coronavirus weltweit vorgedrungen war.

Und drittens hat das Regime Warner wie Li Wenliang mundtot gemacht, weil er in Wuhan versucht hatte, die Welt vor dem Coronavirus zu warnen. Peking warf ihm vor, «falsche Kommentare» zu verbreiten.

Nun kann dieses Regime in der WHO mitreden und mitentscheiden. Denn der Exekutivrat, in dem es jetzt während dreier Jahre vertreten ist, soll Beschlüsse und die Politik der Gesundheits-Versammlung umsetzen.

Wie anspruchsvoll das ist, zeigt die Absicht der Schweizer WHO-Delegation, die von 2011 bis 2014 im Exekutivrat vertreten war: Sie sah das Programm vor dem Hintergrund einer «zunehmend komplexen politischen Realität». Gesundheitsfragen, hiess es damals mehrere Jahre vor dem Ausbruch von Covid, seien oft mit politischen und wirtschaftlichen Fragestellungen verbunden.

Ob China diesen Geist ins Gremium tragen wird, sei vorerst dahingestellt. Sicher ist aber, dass China das Virus stärker als andere politisiert hat.

Xi wird deshalb an seiner rigorosen Covid-Politik festhalten wollen, weil er sonst Fehler eingestehen müsste. Chinas Vorstellungen der «richtigen» Corona-Politik werden deshalb auch in der WHO spürbar sein.