Erstmals seit Februar werden wieder mehr Corona-Fälle registriert. Die Zahl der Neuinfektionen ist zwar noch sehr tief – aber seit den ersten Juni-Tagen ist ein Anstieg deutlich erkennbar.

Was jetzt? Auf Panik machen?

Sicher nicht, beruhigt die südafrikanische Ärztin Angelique Coetzee, die Ende 2021 die Omikron-Variante entdeckt hat. Es seien zwar neue Sub-Varianten hinzugekommen. «Doch bei der Mehrheit der Menschen verläuft die Krankheit mild», sagt sie im Interview mit der Weltwoche. Und, meint sie, das sei unabhängig davon, «ob sie geimpft, früher infiziert oder ungeimpft sind».

Die Krankheitsbilder bei den neuen Varianten, die sich jetzt ausbreiten, sind im Grunde genommen ähnlich wie bei Omikron. BA.4 und BA.5, die beiden neuen Varianten, seien zwar infektiöser als die früheren. Aber bisher gebe es keine Anzeichen dafür, dass die Krankheiten, die sie verursachen, heftiger seien oder sich klinisch von früheren Varianten unterscheiden, so Coetzee.

Ihr Kollege Alex Sigal vom Africa Health Research Institute in Durban bestätigt diese Einschätzung. BA.4 und BA.5, die sich jetzt ausbreiten, seien zwar ansteckender als die bisherigen Varianten. Aber es sei unwahrscheinlich, dass sie viel schwerwiegendere Krankheiten verursachten als bei der vorherigen Welle, besonders auch bei geimpften Menschen, twitterte Sigal im Mai.

BA.4 und BA.5 wurden Anfang Jahr erstmals in Südafrika entdeckt. Dort sind sie mittlerweile die dominierenden Varianten. Inzwischen haben sie sich auch im Westen ausgebreitet.

In Europa ist der Gesamtanteil von BA.4 und BA.5 derzeit zwar gering, schreibt das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten. Aber die gemeldeten Zuwachsraten seien hoch. Deshalb sei damit zu rechnen, dass die Varianten in den kommenden Monaten in Europa dominieren werden. Was man ohne Stress zur Kenntnis nehmen kann.

Und wer Coetzees Beruhigung nicht traut oder zu einer Risikogruppe gehört: Der soll sich einfach impfen lassen, um vor schweren Erkrankungen geschützt zu sein.