Italien sitzt nicht nur auf einem riesigen staatlichen Schuldenberg. Dazu kommen weitere Problemhaufen, angefangen bei maroden Staatsbetrieben und Infrastrukturanlagen über Mafia, Korruption bis hin zur Vergreisung der Gesellschaft. Die Zeit, und vor allem die demografische Entwicklung, läuft dramatisch gegen Italien.

Noch 1960 machten die unter 15-Jährigen knapp ein Viertel, die über 65-jährigen aber erst 9 Prozent der Bevölkerung aus. Heute sind weniger als 13 Prozent der italienischen Einwohner jünger als 15 Jahre, aber 24 Prozent der Bevölkerung stehen im Pensionsalter.

Früher lag die Geburtenrate noch bei 2,4 Kindern pro gebärfähiger Frau, heute bei lediglich 1,24 Kindern. Deshalb verzeichnete Italien 1960 noch einen Netto-Bevölkerungszugang (Geburten minus Todesfälle) von rund 440.000, heute sterben in Italien jedoch pro Jahr über 300.000 Menschen mehr als auf die Welt kommen. Die ungünstige demografische Entwicklung wirkt sich negativ auf die Sozialwerke und den Arbeitsmarkt aus.

Umso mehr erstaunt die derzeitige Jugendarbeitslosigkeit mit einer Quote von 23,7 Prozent, auch wenn diese unter dem Rekordstand von 44 Prozent liegt. Auch die Anzahl arbeitsloser Jugendlicher liegt mit 357.000 deutlich unter dem Höchststand von 1,3 Millionen. Aber dies ist vor allem auf den markanten Rückgang der arbeitsfähigen Jugendlichen unter 25 Jahren zurückzuführen, deren Zahl in den letzten 34 Jahren von 4,1 Millionen auf nur noch 1,5 Millionen gefallen ist. Der Rückgang ist aber nicht nur eine Folge der tiefen Geburtenrate. Viele gut ausgebildete Italiener haben ihr Land verlassen, weil sie zu Hause keine adäquate Arbeit fanden.

Mit Griechenland und Portugal zählt Italien zu jenen drei EU-Ländern, die seit Jahren einen Bevölkerungsschwund erleben. Dass die Einwohnerzahl Italiens in den letzten 20 Jahren dennoch um fast 2 Millionen anstieg, ist der Netto-Immigration von 4,1 Millionen Menschen zu verdanken.

Die Zuwanderung hat sich unlängst aber nicht nur verlangsamt. Seit 2021 verlassen mehr Leute das Land als einwandern. Und diese Immigranten weisen offensichtlich bescheidene berufliche Qualifikationen aus, weshalb der Wohlstand pro Einwohner seit Jahren nicht vom Fleck kommt.

Während die Schweiz gemäss Eurostat 2021 ein reales Pro-Kopf-Bruttoinland-Produkt von 62.100 Euro erwirtschaftete, liegt Italien bei nur 26.700 Euro und damit sogar 14 Prozent unter dem Durchschnitt der Eurozone. Als einziges EU-Land verzeichnet Italien ein Pro-Kopf-BIP, das noch unter dem Stand des Jahres 2000 liegt, das heisst in den letzten 21 Jahren gesunken ist. Trotz Milliardenhilfen der EU hat Italiens Bruttoinlandprodukt das Vor-Corona-Niveau immer noch nicht wieder erreicht.

Und nun kommt noch ein massiver Kaufkraftverlust dazu. Die Inflation erreichte im Oktober 2022 mit 12,6 Prozent ein 39-Jahre-Hoch, vor allem weil die Energiepreise (Gas) markant angestiegen sind. Die Elektrizitätspreise für Haushalte sind in Europa hinter Grossbritannien die höchsten.

Industrievereinigungen warnen bereits vor Betriebsschliessungen und Kündigungen in grösserem Stil. Viele KMU, meist Familienbetriebe, haben in den letzten Jahren aus ihrer Substanz gelebt, und nicht wenige von ihnen stehen am Rande eines Bankrotts.

Immer mehr italienische Unternehmer setzen sich deshalb ins Ausland ab. Der Braindrain und der Exodus der Wertschöpfung werden den Untergang Italiens beschleunigen.