Der Applaus im Deutschen Bundestag war noch nicht ganz abgeebbt, nachdem die Ampel-Koalition am Freitag das Werbeverbot für Abtreibungen nach §219a in Deutschland gekippt hatte, da schwappte die Nachricht über den atlantischen Teich, dass der Oberste Gerichtshof der USA heute das historische Abtreibungsurteil «Roe vs. Wade» für nichtig erklärt hat.

Während man in Deutschland also progressiv an der fachmännischen und legalen Tötung ungeborenen Lebens arbeitet und historisch betrachtet das erste Mal offen für eine Straftat geworben werden darf, ist man in den USA auf Werkseinstellung zurück.

Linke Feministinnen sind in Tränen. «Frauenrechte» im backlash! Man wartet stündlich auf öffentliche BH-Verbrennungen.

Um es also erst einmal nüchtern vom Kopf wieder auf die Füsse zu stellen: Weder hat die Hölle ihre Pforten aufgetan, noch ist das Mittelalter zurück, und schon gar nicht hat der amerikanische Supreme Court Abtreibung für illegal erklärt.

Sehr wohl hat er aber die Debatte über die Rechtslage zur Neuverhandlung freigegeben, weil eine fünfzig Jahre lang geltende Bundesregelung jetzt als Kompetenz an die einzelnen Staaten zurückgegeben wurde.

Faktisch ist es also selbstverständlich ein Sieg für die «Pro Life»-Bewegung, denn bereits jetzt ist klar, dass es in zahlreichen Bundesstaaten zu restriktiveren Regelungen kommen wird mit Fristenlösungen und Beratungspflichten wie etwa in Deutschland.

Man hat also geurteilt, dass die Tötung eines Kindes im Mutterleib kein universales Menschenrecht mit Verfassungsschutz ist. Und das, mit Verlaub, ist nicht nur überfällig, sondern auch richtig so.

Denn selbst empathisch Minderprivilegierten sollte auffallen, dass es zumindest schizophren ist, auf der einen Seite lebensfähige 4-Kilo-Kinder im 9. Monat zur Tötung freizugeben, weil sie ja angeblich keine Menschen sind – wie etwa im Bundesstaat New York, in China und Nordkorea (was für eine Reihe!) –, während im Kreisssaal nebenan 500-Gramm-Frühchen mit allen Mitteln der medizinischen Kunst gerettet werden, weil sie doch geliebte Kinder sind.

Eine Gesellschaft, die ihre Kinder zur Tötung freigibt, ist nicht modern, sondern suizidal.