Die Weltgesundheitsorganisation WHO sollte dank Covid-19 nicht unterbeschäftigt sein. Sie findet aber genügend Zeit, Begriffs-Polizei zu spielen.

Krankheiten sollen künftig nicht mehr nach Regionen oder Tieren benannt werden, wie ein WHO-Sprecher erklärte. Das Wort Affenpocken beispielsweise schaffe eine Verbindung zu Afrika, und das erachtet die WHO als diskriminierend.

Tatsache ist allerdings, dass das Virus bis vor kurzem tatsächlich so gut wie nur in Afrika aufgetreten ist.

Sehr viel mehr als Afrika könnte sich Spanien beklagen. Die Spanische Grippe gilt bis heute als eine der tödlichsten Seuchen der Menschheit. Dabei grassierte sie vielerorts.

Ihren Namen erhielt sie, weil die Spanier zu Beginn des 20. Jahrhunderts weniger zensurfreudig waren als andere Länder. Sie liessen Medienberichte über die Krankheit zu. Die Leser glaubten danach, Spanien sei die Quelle des Übels.

In der deutschen Stadt Marburg wurde 1967 erstmals ein Virus identifiziert, das mit dem Ebolavirus verwandt ist. Betroffene können innerlich verbluten, die Sterblichkeit liegt bei 23 Prozent.

Die Krankheit heisst seither «Marburg-Virus». Ein schlechter Lohn für die gute Arbeit der Forscher im Labor.

Schon 2015 erklärte die WHO, man solle Orts- und Ländernamen, Angst machende Begriffe und andere falsche Bezeichnungen für Erkrankungen vermeiden. Danach passierte nichts. Vogelgrippe, Schweinegrippe, Spanien und Marburg: Alles wie gehabt.

Diskriminierung muss offenbar nicht bekämpft werden, wenn es um südeuropäische Länder oder eine Stadt in Mittelhessen geht. Der Ernstfall tritt erst bei Bonobos und Schimpansen aus Afrika ein.