Andrei Luschniki, Präsident des Ukrainischen Vereins in der Schweiz, ortete gegenüber der NZZ am Sonntag ganz Unerhörtes. Da hatten sich nämlich die beiden bürgerlichen Nationalräte Christian Wasserfallen (FDP) und Pascal Schmid (SVP) erfrecht, laut über eine Rückkehr jener 11.000 ukrainischer Männer in der Schweiz nachzudenken, die eigentlich im wehrfähigen Alter wären.

Diese faktischen Deserteure – darunter der Ukrainer-Verein-Präsident selber – dürften eigentlich angesichts der kritischen Lage an der Donbass-Front gar nicht hier weilen. Sie müssten vielmehr die Freiheit in ihrem eigenen Land verteidigen. Wohl um jetzt ihrer Rückkehr etwas nachzuhelfen, verweigert die ukrainische Botschaft in Bern mittlerweile die Erneuerung der Pässe aller männlichen Landsleute im Alter zwischen 18 und 60 Jahren.

Auf die Anregung, für diese offenkundigen Dienstverweigerer den Schutzstatus S zu überdenken, reagiert Andrei Luschniki ausgesprochen unwirsch: «Es ist ein zynischer Versuch, das Ukraine-Problem zu lösen.» Er wurde leider nicht gefragt, ob es nicht zynischer ist, wenn die hierher gereisten Ukrainer ihre zurückgebliebenen Landsleute an der Front verbluten lassen.

Einmal in Rage, schimpft Luschniki noch lauter über die Politiker Wasserfallen und Schmid: «Und das von Politikern eines Landes, das nicht einmal Drittländern erlaubt hat, schweizerische Waffen weiterzugeben, um der Ukraine zu helfen.»

Es gab in der Vergangenheit Zeiten – etwa im Zweiten Weltkrieg oder in den Jahren 1956 und 1968 –, da waren die Geflüchteten unserem Land ausgesprochen dankbar. Sie wussten zu schätzen, dass die Schweizer grosse Solidarität übten und viel Geld für sie ausgaben. Eiserne Plaketten oder in Stein gehauene Lettern drücken manchenorts dieses Danke in schönen Worten aus.

Doch vom obersten Vereinsmeier der Ukrainer besteht der Dank für viele Milliarden an Steuergeld und für die Gastfreundschaft unzähliger Privater darin, dass er das Gastland beschimpft. Mehr noch, er verlangt, dass die Schweiz zugunsten der Ukraine ihre bewährte Neutralität preisgibt. Er fordert den Export von Waffen, verweigert sich aber dem eigenen Export und jenem seiner anderen Landsleute, sprich Wehrdienst-Vermeidern und Drückebergern.

Gewiss, die Schweiz erlebte und überlebte unter den Zugewanderten schon verschiedentlich anspruchsvolle Kundschaft. So anmassende «Flüchtlinge» wie jene aus der Ukraine hatten wir allerdings noch nie.