Der russische Rubel wird immer stärker, scheint es. Vor dem Ukraine-Krieg musste man für einen Dollar ungefähr 75 Rubel bezahlen, mit Ausbruch der Kämpfe wurde er schwach, ein Dollar kostete gegen 140 Rubel, nun ist die russische Währung mehr wert als vorher, jüngst waren nur noch gut 67 Rubel pro Dollar fällig.
Starke Wirtschaft, starke Währung, heisst es normalerweise. Gilt das auch hier? Steht Russland also nicht so schlecht da?
Das gilt nur ganz eingeschränkt. Die russische Zentralbank kann zwar nicht wie die Kollegen im Ausland auf dem Devisenmarkt intervenieren, um den Rubel zu stützen, weil ihr der Zugriff auf die anderswo liegenden Reserven fehlt, aber es gibt andere Möglichkeiten. Der nun relativ hohe Wechselkurs hängt stark damit zusammen, dass der Rubel nicht frei auf den Märkten gehandelt werden kann.
Der Staat hindert die Leute, die Rubel halten, weitgehend am Verkauf der Währung auf mehrfache Weise: den Verkauf durch Inländer an Ausländer, auch dass Ausländer ihre russischen Aktien verkaufen können.
Zudem müssen russische Exporteure den grössten Teil ihrer Einnahmen von den ausländischen Währungen in Rubel wechseln, diese Nachfrage stützt den Kurs. In die gleiche Richtung wirkt die Anweisung Moskaus, Ausländer müssten ihre Energiekäufe in Rubel bezahlen. Die Preissteigerungen von Öl und Gas verstärken den Effekt noch.
Schliesslich dürfte die Erhöhung des Zinssatzes durch die russische Nationalbank auf zunächst 20 Prozent, dann zurückgenommen auf 14 Prozent, die Nachfrage nach Rubel gestärkt haben. Allerdings ist die Inflation im März von gut 9 auf fast 17 Prozent geschnellt, was auf die Währung schwächend wirkt.
Ist die Kurssteigerung des Rubels also nur eine Schein-Erstarkung? Nur eine scheinbare Resistenz gegen die Sanktionen des Westens?
Nur zum Teil. Dass Russland die Ausländer zum Rubelkauf bewegen kann, hängt damit zusammen, dass es etwas Begehrtes hat: Energie und Rohstoffe. Und Gold. Auch wenn der Westen von den Gas- und Ölkäufen loszukommen sucht, dies fällt ihm schwer, so dass Moskau doch einen Hebel in der Hand hat. Der Kurs des Rubels ist ein Signal dafür. Der Westen wollte ihn zerschiessen, er hält sich aber.
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Alles schön sauber gereinigt nach MSM Manier die Kommentare von der "Die Weltwoche" vom 4.5.22. Der einzige objektive Journalist ist der Chef, denke ich