Der Aufstieg der Schweiz als Drehscheibe im internationalen Rohstoffhandel ist eng mit dem Ölhändler Marc Rich verbunden. Der Amerikaner liess sich in den 1970er Jahren in der Innerschweiz nieder. Seine Philosophie war so einfach wie brachial: Handel um jeden Preis, überall.

Das brachte ihn und die Schweiz wiederholt in Schwierigkeiten. Im Jahre 1983 verlangten die USA Richs Auslieferung, weil er sich über das Ölembargo gegen den Iran hinweggesetzt haben soll. Die Schweiz blieb damals standhaft und lieferte Marc Rich nicht aus.

In den folgenden Jahrzehnten stiegen die Schweizer Rohstoffhändler in vielen Domänen zur Weltspitze auf. Grundlage für diesen spektakulären Erfolg waren dieselben Eigenschaften, welche die Schweiz politisch jahrzehntelang gegen internationale Konflikte immunisierten: ein solides Rechtssystem, die Neutralität und die Fähigkeit, auch mit schwierigen Zeitgenossen irgendwo eine Vertrauensbasis zu finden.

Dieser Handel wird immer wieder verteufelt, so jüngst aus Anlass des Russland-Ukraine-Krieges. Dabei ist er, trotz mancher problematischer Aspekte, insgesamt betrachtet eine Quelle der Prosperität und des Friedens. In den letzten beiden Jahrzehnten hat sich in vielen Schwellenländern eine Mittelklasse herausgebildet, der Wohlstand ist gestiegen.

Aber die Vorzüge sind nicht nur monetärer Art. Schweizer Firmen gehen in den Ländern, in denen sie operieren, meist mit gutem Beispiel in Sachen Geschäftsethik und Menschenrechte voran – und inspirieren auf diese Weise einen positiven Wandel.