So viel vorweg: GLP-Frontfrau Sanija Ameti musste am Dienstagabend die Schiessübungen in ihrem denkmalgeschützten Keller in Zürich nicht unterbrechen. Beim «Club» auf SRF verpasste sie gar nichts.

Schon mit der Zusammenstellung der Diskussionsrunde hatte das Staatsfernsehen eine grosse Chance vergeben. Obwohl alle Beteiligten immer wieder treuherzig behaupteten, es gehe nicht um eine «Mann-Frau-Debatte», bewies allein die Besetzung das Gegenteil: Unter der Leitung von Moderatorin Barbara Lüthi diskutierten Elisabeth Schneider-Schneiter, Nationalrätin Mitte, Mirjam Hostetmann, Präsidentin Juso Schweiz, Camille Lothe, Journalistin des Nebelspalters und ehemalige Präsidentin der Stadtzürcher SVP, Kommunikations-Expertin Barbara Schwede, Simone Curau-Aepli, Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes, sowie SRF-Bundeshausredaktions-Leiter Urs Leuthard.

TV-Profi Leuthard warf irgendwann nach rund einer Stunde – als vermutlich die meisten Zuschauerinnen bereits eingenickt waren – die entscheidende Frage in die Runde: «Sagen wir nicht unseren Kindern jeden Tag, dass sie in den sozialen Medien vorsichtig sein sollen, dass das Internet nie vergisst und dass es klare Regeln geben muss, wie man sich dort präsentiert?»

Ansonsten war die Diskussion das Gegenteil von dem, was Ameti mit ihren Schüssen auf Jesus und Maria bewirkt hatte. Sie war gemässigt, politisch (über-)korrekt, etwas moralisierend – und (vor allem) ermüdend und langatmig.

Glücklicherweise war da noch Jungpolitikerin Hostetmann, die gelegentlich das Juso-Narrativ hervorkramte und die restliche Runde aus dem Halbschlaf rüttelte: «Dieses Land hasst Frauen. Und die SVP verpasst keine Gelegenheit, bewusst Grenzen auszuloten.» Und dann traf die Juso-Frau den Nagel auf den Kopf: «Provokation darf nie Selbstzweck sein. Sonst schiesst man am Ziel vorbei.»

Ansonsten wirkten die Voten so pastoral, dass es fast ins Absurde kippte. Beispielsweise behauptete die selbsternannte Kommunikationsexpertin Schwede allen Ernstes, dass es von Ameti ein Fehler gewesen sei, sich für ihre Schiessstand-Inszenierung und die Feuersalven auf das Heiligenbild zu entschuldigen.

Was aber noch mehr auffiel: Die Hauptdarsteller glänzten durch Abwesenheit. Ameti sowie ihre Partei (GLP) und ihr Arbeitgeber (Farner), die die Sportschützin ausschliessen oder entlassen wollen. Oder mit anderen Worten: «Les absents ont toujours tort» (die Abwesenden sind immer im Unrecht).