Zahlen gelten als unbestechlich.

Und deswegen gibt die Zahl, die das Statistische Bundesamt jüngst zu den Handelsbeziehungen mit Russland bekanntgegeben hat, wirklich zu denken: Trotz Sanktionen kletterten im blutigen Kriegsmonat Mai die deutschen Exporte nach Russland im Vergleich zum ebenso blutigen Kriegsmonat April um 35,6 Prozent.

Zwei Branchen sind dafür verantwortlich: die Pharmaindustrie und der Maschinenbau.

Das Erste mag angehen: Pillen und Tropfen unterliegen keinen Sanktionen.

Bayer, Merck und Co. haben das durchgesetzt im Sinne der Gesundheit der Menschen in Russland. Die Pharma-Industrie schafft es eben, in allen Lebenslagen auf ihre Kosten zu kommen.

Dass der deutsche Maschinenbau allerdings ebenfalls liefert, zeigt, dass dort echte Begabungen am Werk sind: Die Maschinenbauer haben im Mai Waren für 279,9 Millionen Euro nach Russland geliefert. Das ist zwar nur die Hälfte von dem, was letztes Jahr floss, aber dennoch: Hut ab.

Offenbar sind die Maschinenbauer kreativ im Aufspüren von Schlupflöchern.

Interessant wäre die Antwort auf die Frage, was Sanktionen bringen, die nur zur Hälfte umgesetzt werden.

Wahrscheinlich wäre die Reaktion eine Gegenfrage: Was haben denn die Sanktionen bisher überhaupt gebracht?

Den Krieg in der Ukraine haben sie jedenfalls nicht beendet.

Eine Krise im Westen aber, das haben sie ausgelöst.