Es ist wieder einmal eine dieser deutsch-provinziellen Neiddebatten.

Täglich überschlagen sich die Zeitungen mit neuen gruseligen Zahlen: Die Intendanten des öffentlich-rechtlichen Fernsehens verdienen deutlich über 300.000 Euro im Jahr. Skandal.

Entzündet hatte sich die Debatte bei Patricia Schlesinger, der Intendantin des öffentlichen Berliner Senders RBB.

Sie kam, inklusive Bonus und Dienstwagen, auf ein Einkommen von rund 370.000 Euro im Jahr. Weil sie die 370.000 Euro mit allerlei Spesentricks aufpolierte, musste sie gehen.

Erste Relativierung von den Privaten: Thomas Rabe, der Vorsitzende des grössten deutschen Privatsenders RTL, kommt auf rund zwölf Millionen Euro im Jahr.

Rainer Beaujean, der Manager von ProSiebenSat.1, verdiente im letzten Jahr 3,8 Millionen Euro. Dagegen sind die vom Staatsfunk nur arme Schlucker.

Zweite Relativierung von den Öffentlichen: Die deutschen TV-Manager sind im europäischen Vergleich in der Niedriglohngruppe.

Gilles Marchand etwa, der Generaldirektor der Schweizer SRG, kommt auf 534.000 Franken. Nathalie Wappler, die Direktorin des Deutschschweizer Radios und Fernsehens, macht es für 450.000. Und auch bei Pascal Crittin, dem Chef des kleinen Westschweizer Kanals, sind es 400.000 Franken.

Tim Davie, der Head von BBC, bekommt 620.000 Euro, 650.000 sind es bei Stefano Coletta, dem Direttore von Rai 1. Und selbst in Österreich schafft Roland Weissmann vom ORF den Sprung über die 400.000er-Marke.

Dritte und letzte Relativierung vom Staat: Das Jahreseinkommen von Particia Schlesinger lag zwar bei 370.000 Euro. Aber vor Steuern.

Nach Steuern sind es noch 210.000.

Denn schliesslich will auch der deutsche Fiskus kräftig an den Skandal-Gehältern mitverdienen.