Aus Angst vor einem Corona-Herbst kauft Deutschlands Gesundheitsmister Karl Lauterbach Biontech- und Moderna-Präparate auf Vorrat ein. Das kostet den Steuerzahler 830 Millionen Euro. Unklar ist aber, wer sich diese Zusatzdosen spritzen lassen wird. Denn erstens sind in deutschen Tiefkühltruhen bereits rund 80 Millionen Dosen gelagert, und zweitens zeichnet sich ab, dass die Nachfrage nach Impfschutz deutlich geringer sein wird als bisher.

Auch Brüssel kaufte sehr grosszügig – manche würden sagen verschwenderisch – Impfdosen ein. Insgesamt hat die EU-Kommission für die rund 450 Millionen Menschen in der Gemeinschaft 4,2 Milliarden Dosen erworben. Inzwischen hat die Impfbereitschaft der Bürger nachgelassen, weil Covid-19 vor allem als Grippe, nicht aber als lebensbedrohende Infektion wahrgenommen wird und zudem viele immunisiert sind.

Nun fallen in der EU nicht nur hohe Lagerkosten an. Rund 55 Millionen Ampullen mussten bereits vernichtet werden, weil deren Haltbarkeitsdatum überschritten war. Das alles kostet die EU mehrere Milliarden Euro.

Wie teuer die Ampullen sind, ist offiziell zwar nicht bekannt. Aber laut Recherchen der Welt zahlte die EU 19,50 Euro für jede Dosis des Pfizer-Impfstoffs. Moderna verlangte von der EU anfänglich 19 Dollar pro Dosis, später wurde der Preis auf bis zu 25,50 Dollar erhöht.

Vor allem osteuropäische Länder kritisieren jetzt die Einkaufspolitik der EU als «unhaltbar», zumal Covid-19 nicht mehr zuoberst auf ihrer Sorgenliste steht, sondern der Krieg in der Ukraine und der Zustrom der Flüchtlinge, der die Staatshaushalte stark belastet. Mit einer Reduktion der teuren und überflüssigen Impfstoff-Einkäufe, heisst es in den Anrainerstaaten der Ukraine, hätte die EU Gelder zur Verfügung, mit denen sich zumindest ein Teil der kriegsbedingten Mehrausgaben auffangen liesse.