Soldat Soldat in grauer Norm
Soldat Soldat in Uniform
Soldat Soldat, ihr seid so viel
Soldat Soldat, das ist kein Spiel
Soldat Soldat, ich finde nicht
Soldat Soldat, dein Angesicht
Soldaten sehn sich alle gleich
Lebendig und als Leich

Lang, lang ist es her, dass dieses Lied von Wolf Biermann aus meinem Geburtsjahrgang 1965 auf heimlich kopierten Tonbändern, später Kassetten, die Runde machte. Diejenigen, die es damals im Osten teilten und bis zur Unkenntlichkeit kopierten, gingen später u.a. in Bündnis90/Die Grünen auf, trugen tapfer ihre selbst gelöteten Peace-Zeichen als klingelnde Ketten um die Hals und den von der Stasi gejagten Aufnäher «Schwerter zu Pflugscharen» auf dem geflickten Shell-Parka.

Soldat Soldat, wo geht das hin
Soldat Soldat, wo ist der Sinn
Soldat Soldat, im nächsten Krieg
Soldat Soldat, gibt es kein Sieg
Soldat Soldat, die Welt ist jung
Soldat Soldat, so jung wie du
Die Welt hat einen tiefen Sprung
Soldat, am Rand stehst du

Die Zeiten ändern sich, und man darf natürlich dazulernen, dass blinder Pazifismus keine Lösung ist, doch die geradezu spielerische Leichtigkeit, mit der heute über Waffen für die Ukraine geredet wird, darf man schon verwunderlich finden. Da bringt Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) einen putzigen Spielzeug-Leo beim Kiew-Besuch für Präsident Selenskyj mit, Grünen-Vorkämpfer Anton Hofreiter glänzt in Talkshows mit luzider Haubitzen- und Kaliber-Kenntnis, und die abgebrochene Theologie-Studentin und heutige Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) verlangt mehr Waffen und schnellere Lieferung. Schon ist von «Kriegswirtschaft» die Rede, weil in der Ukraine pro Tag mehr Munition verschossen wird, als Deutschland im halben Jahr produziert.

Soldat Soldat in grauer Norm
Soldat Soldat in Uniform
Soldat Soldat, ihr seid so viel
Soldat Soldat, das ist kein Spiel
Soldat Soldat, ich finde nicht
Soldat Soldat, dein Angesicht
Soldaten sehn sich alle gleich
Lebendig und als Leich

Die Generation der Peaceniks und Wehrdienstverweigerer rüstet zum Kampf, und es wäre einem selbst als Gefreitem der Reserve ein wenig wohler, wenn man wüsste, dass die grimmigen Strategen wenigstens wüssten, wie es sich anfühlt, wenn man sich mit Teil eins eingräbt, vom Schützenpanzer hinter den Linien abgesetzt wird oder einen eine Druckwelle der Artillerie umhaut. Der gerechteste Krieg führt sich von fern am einfachsten. Vor Ort bleibt er so schmutzig und blutig wie eh und je.

Ralf Schuler ist Politikchef bei Rome Medien und betreibt auf Youtube den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Soeben erschien sein neues Buch: «Generation Gleichschritt» (Fontis Verlag, Basel)

Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen.

Die 3 Top-Kommentare zu "Ukraine-Krieg: In Deutschland rüsten Wehrdienstverweigerer und Frauen zum Kampf. Als Gefreitem der Reserve wäre es mir wohler, wenn man zumindest wüsste, wovon man spricht"
  • Der Michel

    Und genauso wie man damals "Nazi" war, wenn man vor einem naiven Pazifismus warnte, so ist man heute "Nazi", wenn man vor der Eskalation des Krieges warnt und auf die Rückkehr zum Verhandlungstisch drängt. Diese Leute sind nicht nur verbohrt, sondern auch noch ideenlos.

  • bernau

    Nicht wehrpflichtig / verweigert - die woken Kriegsunterstützer, die Fakten bezüglich der Ursachen dieses Konflikts nicht zur Kenntnis nehmen/verdrängen/unterdrücken, nichts für einen Waffenstillstand oder gar für die Lösung des Konflikts tun und sich im Gefühl sonnen, das Richtige zu tun. Krieg ist Dreck, Leid, Blut, Tod und Verstümmelung. Wer im Frieden garnichts dafür tut, um eine Armee zu haben, die einen Konflikt verhindern kann, sollte seine Klappe halten und über seine Fehler nachdenken.

  • huck

    Wo ist die Friedensbewegung geblieben, die in den 80-er Jahren in Ost und West die Mittelstrecken Raketen verhindert hat. Es ist so beängstigend still geworden. Wer Krieg nicht fürchtet muss entweder sehr mutig, oder sehr dumm sein. Danke Herr Schüler für diesen großartigen Artikel.