Zwei Top-Ökonomen, darunter die Genfer Professorin Beatrice Weder di Mauro, wollen verhindern, dass Putin reicher und die Konsumenten in Europa ärmer werden. Deshalb fordern sie in der Tageszeitung Le Monde, die Sanktions-Strategie gegenüber Russland zu überdenken.

Die Sanktionen würden ihr Ziel verfehlen. Statt Putin die Finanzierung des Kriegs zu erschweren, indem weniger Geld aus den Energie-Verkäufen nach Moskau fliesse, profitiere Putin von den hohen Energie-Preisen, die auf die Sanktionen zurückzuführen seien. Gleichzeitig würden Europas Energie-Konsumenten massiv zur Kasse gebeten.

Anders gesagt: Wer in Europa Öl oder Gas kauft, finanziert den Ukraine-Krieg Putins.

Um zu verhindern, dass sich Putin mit Hilfe der Sanktionen bereichert und die europäischen Energie-Konsumenten mit immer höheren Preisen belastet werden, schlagen Di Mauro, Professorin für Internationale Wirtschaft am Geneva Graduate Institute, und ihr Kollege Philippe Martin, Ökonomie-Professor am Institut für politische Studien in Paris, neue Strategien vor. Die Öleinfuhr aus Russland sollte mit einem speziellen Zolltarif belegt werden. Das würde den Import aus Russland reduzieren, da die Käufer einen Anreiz hätten, auf andere Quellen auszuweichen.

Das könnte Russland veranlassen, den Ölpreis zu senken, um im Vergleich mit den nicht betroffenen Förderländern wettbewerbsfähig zu bleiben, was sich negativ auf Putins Kriegskasse auswirken würde. Mit dem in Europa anfallenden Zollertrag könnten Haushalte und Unternehmen entschädigt werden. Alternativ könnte der Zollertrag zur Finanzierung des Wiederaufbaus der Ukraine verwendet werden, schreiben die beiden Ökonomen.

Da Gasimporte mit langfristigen Verträgen geregelt sind, ist das Ausweichen auf andere Lieferanten schwieriger als beim Öl. Hier könnte sich die EU mit einem zeitlich befristeten Preisdeckel behelfen, meinen die beiden Volkswirtschaftler. Damit wäre die Unsicherheit über künftige Preissprünge beseitigt. Die Festlegung eines Höchstpreises könnte sogar zu einer Senkung der Preise führen, weil die Marktteilnehmer keinen Anreiz hätten, über künftige Preissteigerungen zu spekulieren.

Weder Zölle auf Ölimporte noch ein Preisdeckel für Gaseinfuhren seien zwar perfekte Instrumente, räumen die beiden Ökonomen ein. Aber dass Putin wegen der Sanktionen mehr Geld für den Krieg habe und die Konsumenten in Europa den Krieg mitfinanzierten, sei nicht akzeptabel.