«Du sollst nicht töten.» Das biblische Gebot wird im Russland-Ukraine-Konflikt geradezu verhöhnt.

Für den russischen Diktator Wladimir Putin ist die Kirche ein wichtiges Propagandamittel – und ein Instrument, die Bevölkerung ideologisch auf Kurs zu halten.

In einem Gastkommentar für den Kirchenboten des Kantons Zürich schreibt der russische Schriftsteller Michail Schischkin dazu: «Seit Jahrhunderten hatte die Moskauer Kirche wichtigere Aufgaben, als Christus zu dienen. Sie leistete dem Zarenreich, das gegen alle Nachbarn Krieg führte, intellektuelle Unterstützung.»

Die Orthodoxie habe sich den Herrschern als Kampfbanner angeboten. Dienstfertig sei eine messianische Kriegsideologie erarbeitet worden.

Schischkin, der im Schweizer Exil lebt, ist in seiner Analyse schonungslos: «Die orthodoxe Kirche deckte stets das patriarchale russische Machtsystem ideologisch. Sie wirft ihre Haut ab und kehrt mit einem neuen Avatar zurück, mal als das Moskauer Zarentum, mal als Romanows Imperium, mal als Stalins kommunistische Sowjetunion, und nun als Putins ‹gelenkte Demokratie›».

Zum Schluss stellt der Schriftsteller die entscheidenden Fragen: Widerspricht die Haltung der russischen Kirche nicht jeglicher christlichen Lehre? Müsste die Kirche nicht versöhnen und menschliche Leben retten?

Antworten kann jeder für sich selber suchen. Die russisch-orthodoxe Kirche wird sie kaum liefern.

Sie wird von einem Mann geführt – Patriarch Kyrill –, der (wie Putin) zunächst Karriere beim Geheimdienst KGB machte und nun Loyalität gegenüber dem Putin-Regime und Hass gegen den Westen predigt.

Kyrill könnte auch zu Frieden aufrufen. Aber dies ist nur ein frommer Wunsch.

Die 3 Top-Kommentare zu "Die Geistlichkeit als Kriegstreiberin. In Moskau stützt Wladimir Putin seine Politik auch auf den Pakt mit der russisch-orthodoxen Kirche"
  • Tom Bergmann

    Der Diktator Putin ist mit größerem Stimmenanteil gewählt worden als die gesamte Ampel-Regierung, und hat auch nach kritischen Umfragen mehr Rückhalt im Volk. Nur so nebenbei... Wenn ich nicht seit 2020 in Russland gelebt habe, und das wäre mir wohl aufgefallen, dann ist die Kirche hier auch nicht so sehr bemüht christliche Werte zu vertreten oder der Regierung zu widersprechen. Die Kirche ist was sie immer war - die größte Mafia-Organisation der Geschichte.

  • bonjour

    Dieser Artikel hat mir die Augen geöffnet: Eine Mesalliance zwischen Thron und Altar wäre im christlichen Westen undenkbar. Mit Genugtuung stelle ich fest, wie im Gegensatz zu den Orthodoxen im Russenreich die Kirchen hier nach Kräften Christus dienen. Selten ist das Jesus-Wort: Liebet eure Feinde! so intensiv gepredigt und umgesetzt worden wie in der gegenwärtigen Krise. Zu Recht dürfen alle vor Gott treten und bekennen: Wir danken dir, dass wir keine Sünder sind wie die Uebelmänner im Kreml.

  • Der Michel

    Ach Herr Renggli, als ob es um die "westlichen" Kirchen auch nur einen Deut besser bestellt wäre! In den letzten Kriegen hat man Kanonen gesegnet, Herr Bedford-Strohm (oder war's sein katholisches Alter ego Marx?) meinte, er würde am liebsten selbst die Waffe in die Hand nehmen - und auch in den innenpolitischen Debatten (Corona & Co.) spielen unsere Kirchen eine ganz, *ganz* traurige Rolle. Evangelium? Braucht man das? Kann weg, der Genderstern, er lebe hoch! Und natürlich die Vulva!!!