Die Frontlinie im Ukraine-Konflikt verläuft in Russland oft durch die Familien. Während ältere Menschen mit der Kriegsstrategie von Wladimir Putin zufrieden sind, sich von der Propaganda steuern lassen und in ihrem Patriotismus eine Rückkehr zu alter (sowjetischer) Stärke wünschen, stellen sich die meisten der Unter-30-Jährigen gegen den Kreml-Herrscher. Sie haben die Welt gesehen, kommen übers Internet an differenzierte Informationen heran und sehen in der Demokratie kein Teufelswerkzeug, das den Staat aushöhlt und die politische Führung unterminiert.

Deshalb entscheiden sich immer mehr der jüngeren (gut ausgebildeten) Generation, das Land zu verlassen. Zwar ist die Liebe zu Russland (als Heimat) ungebrochen, doch die Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Chancen-Gleichheit ist längst grösser – und die Abscheu vor Korruption, Vetternwirtschaft und Begünstigungen allgegenwärtig.

Die Jugend will nicht mehr Schmiergeld für ein Abschlusszeugnis, den Führerausweis oder einen Platz an der Universität bezahlen, sondern frei wählen können – und nach Leistung beurteilt werden.

So ist die Perspektive für Putin unabhängig vom Kriegsausgang düster. Auch wenn er seine Macht kurzfristig festigen sollte, hat er die Jugend (und damit die Zukunft) längst verloren. Und daran wird er scheitern. Früher oder später.