Eigentlich steht einem der Sinn derzeit nicht nach Uniformen und (para-)militärischen Übungen. Der Krieg ist zu real, als dass sich auch nur ein Räuber-und-Poli-Spiel rechtfertigen liesse.

Eine Institution bleibt davon aber auf schier wundersame Weise verschont: Die Pfadfinderinnen und Pfadfinder.

An diesem Wochenende versammeln sie sich im Goms zum grössten Anlass ihrer Geschichte – zum Bundeslager, das nur alle vierzehn Jahre stattfindet und Kinder aus allen Ecken des Landes anlockt.

Rund 50.000 Pfadis gibt es derzeit in der Schweiz – mehr denn je und ein Plus von 20 Prozent im Vergleich zu 2012.

Den Zuwachs in den letzten Jahren erklären Szenenkenner damit, dass manche Eltern die Freiheiten für ihre Kinder wieder bewusst suchen. Auch habe die Pandemie die Rückkehr in die Natur wohl begünstigt.

Zudem locken die Gemeinschaft und das Abenteuer. Und es gibt im Vergleich zu den Sportvereinen keinen Leistungsdruck, man kann einfach kommen.

Was dies bedeutet, wird derzeit im Goms deutlich.

Im Bereich des früheren Militärflugplatzes bei Ulrichen breitet sich auf einer Fläche von 3,5 Kilometern Breite und einem Kilometer Länge die «Pfadistadt» mit dem Zeltlager und den wichtigsten Bauten aus.

Weiter unten in den Dörfern stehen ausserdem Gebäude für Besucherinnen und Besucher, für Pfadi-Ausflüge, für Medien.

Hunderte Helferinnen und Helfer bauen seit dem 11. Juli das Lager auf. Am 23. Juli muss es bereit sein, dann ist Anreisetermin.

Zwei Wochen dauert das Lager. Die Bauwerke, die für diesen Zweck erstellt werden, sind gigantisch. Ein Beispiel: der Lagerturm. Fünfzehn Meter hoch wird er sein, wenn er fertig ist.

Grösser, höher, schöner. Die Pfadis haben ein Privileg, das derzeit von vielen Menschen schmerzlich vermisst wird.

Sie können in einer Traumwelt leben, in der es zwar Uniformen und eine klare Rangordnung gibt, in der aber kein Platz für Krieg und Gewalt besteht.