Beflissenheit um politische Korrektheit ist heute Voraussetzung dafür, im deutschen Kulturbetrieb zu bestehen.

Das mag sich die Documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann gedacht haben, als sie das indonesische Kunstkollektiv Ruangrupa beauftragte, die diesjährige Ausstellung zu kuratieren. Denn Muslime aus der Dritten Welt sind wunderbar – sie passen exakt ins Weltbild solchermassen kulturell Engagierter.

Das Kollektiv Ruangrupa tat in der Folge genau das, was es unter Kultur versteht. Es grub einen 20-jährigen Comic in der Grösse eines Wandbilds der Gruppe Taring Padi aus – wiederum Indonesier, versteht sich. Auf diesem Werk ist die Karikatur eines Mossad-Mannes mit Schweinsgesicht und Davidstern zu sehen.

Eine Selbstverständlichkeit anscheinend für die Indonesier, die den Staat Israel nicht anerkennen. Aber nicht für den deutschen Kulturbetrieb, denn jetzt sieht er die von ihm so hochgehaltene politische Korrektheit plötzlich verletzt. Also ist lautstarke Empörung angesagt.

Deutlich lauter übrigens, als wenn Freunde der Palästinenser Steine auf eine Synagoge in Bonn werfen oder Israel-Fahnen verbrennen wie vor einem Jahr.

Einerlei, die kulturell Aufgeregten können schliesslich trotzdem zufrieden sein, weil dank ihrer Interventionen das indonesische Kunstwerk in Kassel nunmehr verschwunden ist, das überhaupt erst im Bestreben um politische Korrektheit an seinen Platz gekommen war.

Nun hat der Comic glücklicherweise sogar eine tolle Gelegenheit geboten, sich noch einmal entsprechend zu profilieren.

Genau dem sagt man Verlogenheit.