In geschickter Inszenierung bringt die Schweiz am Wochenende immer neue, schockierende Tatsachen ans Licht. Dabei lassen die Journalisten von CH Media den SP-Politikern immer gerade so viel Zeit für ihre Ausreden und Notlügen, bis sie durch weitere Ausschnitte aus offiziellen Befragungsprotokollen blamiert sind.
So behauptete Nationalrätin Jacqueline Badran in der «Arena» des Schweizer Fernsehens dreist, es habe sich um lediglich zwei E-Mails mit vertraulichem Inhalt gehandelt. Die Fülle von E-Mails zwischen Alain Bersets Kommunikationschef Peter Lauener und dem Ringier-CEO Marc Walder widerlegt diese Schutzbehauptung so gründlich, dass Badran ihre voreilige Aussage schon jetzt bereuen dürfte.
Die Glaubwürdigkeit der Distanzierung von Bundespräsident Alain Berset von seinem inzwischen geschassten Kommunikationschef ist ohnehin vollkommen diskreditiert. Zumal Bersets Name in den E-Mails permanent auftaucht und die veröffentlichten Stellen auch den direkten Austausch von Berset mit dem Ringier-Chef nahelegen.
Bei der FDP beginnt man allmählich zu realisieren, welch treibende Rolle Berset und sein Departement bei der politischen Destabilisierung von Aussenminister Ignazio Cassis gespielt hat. Wozu? Das Gesundheitsdepartement wollte ihn während der Covid-Pandemie als medizinischen Fachmann wie als Aussenminister schlechtmachen, um Cassis als Gegenspieler aus dem Weg zu räumen, ja gar um den Weg für Berset ins Aussenministerium freizuräumen.
Bei der CVP machen sich führende Stimmen ernsthafte Sorgen um die Funktionsfähigkeit des Bundesrats als Kollegialbehörde. Einzig Parteipräsident Gerhard Pfister schweigt sich bislang eisern aus. Ihm werden Ambitionen fürs Bundesratsamt nachgesagt, und dieses kann er nur mit den Stimmen des linken Lagers erreichen.
Wer die Auszüge der Mail-Kaskade zwischen dem Departement Berset und dem Ringier-Konzern in der Schweiz am Wochenende liest, kann sich eine turbulente Bundesratssitzung am nächsten Mittwoch vorstellen. Kommt es zu einer Wiederholung des Ereignisses vom 18. Juni 1917?
Damals haben drei Bundesräte ihrem Kollegen Arthur Hoffmann das Vertrauen entzogen. Der freisinnige St. Galler hatte im Alleingang einen neutralitätswidrigen Separatfrieden zwischen Deutschland und Russland aushandeln wollen. Hoffmann gab bereits am nächsten Tag dem Parlament seinen Rücktritt bekannt.
Die Kommentare auf weltwoche.ch dienen als Diskussionsplattform und sollen den offenen Meinungsaustausch unter den Lesern ermöglichen. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass in allen Kommentarspalten fair und sachlich debattiert wird. Scharfe, sachbezogene Kritik am Inhalt des Artikels oder wo angebracht an Beiträgen anderer Forumsteilnehmer ist erwünscht, solange sie höflich vorgetragen wird. Persönlichkeitsverletzende und diskriminierende Äusserungen hingegen verstossen gegen unsere Richtlinien. Sie werden ebenso gelöscht wie Kommentare, die eine sexistische, beleidigende oder anstössige Ausdrucksweise verwenden. Beiträge kommerzieller Natur werden nicht freigegeben. Zu verzichten ist grundsätzlich auch auf Kommentarserien (zwei oder mehrere Kommentare hintereinander um die Zeichenbeschränkung zu umgehen), wobei die Online-Redaktion mit Augenmass Ausnahmen zulassen kann.
Die Kommentarspalten sind artikelbezogen, die thematische Ausrichtung ist damit vorgegeben. Wir bitten Sie deshalb auf Beiträge zu verzichten, die nichts mit dem Inhalt des Artikels zu tun haben.
Das Nutzen der Kommentarfunktion bedeutet ein Einverständnis mit unseren Richtlinien.
Unzulässig sind Wortmeldungen, die
Als Medium, das der freien Meinungsäusserung verpflichtet ist, handhabt die Weltwoche Verlags AG die Veröffentlichung von Kommentaren liberal. Die Online-Redaktion behält sich jedoch vor, Kommentare nach eigenem Gutdünken und ohne Angabe von Gründen nicht freizugeben. Es besteht grundsätzlich kein Recht darauf, dass ein Kommentar veröffentlich wird. Weiter behält sich die Redaktion das Recht vor, Kürzungen vorzunehmen.