Die einfachste Rechnung der Welt geht so: Der Verkauf von Gas, Öl und Kohle an die EU bringt dem Regime von Wladimir Putin Milliarden-Einnahmen pro Monat. Fehlen sie, kann er seinen Krieg nicht mehr bezahlen. Also muss das Embargo kommen, besser heute als morgen.

Abgesehen davon, dass es ohne das Gas, das Öl und die Kohle aus Russland auch hierzulande drunter und drüber ginge, stimmt die Kalkulation auch für Putins Einnahmenseite nicht.

Zum Beispiel bei der Öl-Rechnung: Wenn Europa auf russisches Öl verzichtet, muss es mehr Öl von anderen Lieferanten abnehmen. Dies wären vor allem die Opec-Länder ohne Russland, vielleicht auch Venezuela oder sogar der Iran.

Das sind alles keine lupenreinen Demokratien, dafür Lieferanten, die rechnen können und sich die Linderung in der Not gut bezahlen lassen werden. Die Folge ist, dass der Weltölpreis weiter steigt.

Da das Putin-Regime zum europäischen Erstaunen nicht von allen Ländern geächtet ist, werden ihm andere Länder dann zu einem möglicherweise höheren Preis sein Öl abnehmen. Seine Kasse wird nicht vom Westen, sondern vom Osten, etwa aus China und Indien gefüllt. Gewonnen wäre nichts, der Schaden im Westen aber gross.

Das Argument zeigt: Es hilft eben nichts – die EU muss politisch entscheiden.

Sie muss die kritischen ökonomischen Argumente abwägen gegen die sicherheitspolitischen, die möglicherweise dafürsprechen. Es wird ihr auch um Bündnistreue gehen, was ein aussenpolitischer Wert ist.

Sie sollte die Sache vom Ende her denken und möglichst wenig Symbolpolitik betreiben.

Zu beneiden ist die EU um diese Entscheidung nicht, es dürfte die schwierigste Rechnung werden, die sie jemals lösen musste.