Henry Kissinger, der ehemalige US-Aussenminister, hat seine Meinung im Ukraine-Krieg radikal geändert. Der 99-jährige Friedensnobelpreis-Träger hatte im Mai noch vorgeschlagen, die Ukraine solle Gebiete aufgeben, um den Krieg zu beenden. Die europäischen Staats- und Regierungschefs dürften die «längerfristigen Beziehungen nicht aus den Augen verlieren», da sie sonst Gefahr liefen, Russland in ein dauerhaftes Bündnis mit China zu bringen, sagte er damals.
Jetzt empfiehlt er dem Westen in einem Interview mit dem «Heute-Journal» genau das Gegenteil: «Ukrainisches Staatsgebiet aufzugeben, sollte nicht eine der Bedingungen sein, die wir akzeptieren können.» Mit Wladimir Putin gebe es nichts zu verhandeln, meint Kissinger, ausser der Tatsache, «dass Russland alle Gebiete räumen muss, die es […] nach dem Kriegsbeginn erobert hat».
Was zum Meinungsumschwung «des wohl berühmtesten Ex-Aussenministers der Welt» (ZDF) geführt hat, erfahren die Zuschauer zwar nicht. Klar ist aber, dass für ihn die Zeit der Besänftigung vorbei ist. Die Verantwortlichen der Demokratien, so Kissinger, müssten sich darüber klar werden, was sie bereit seien zu verhandeln, worüber, und was sie unter gar keinen Umständen preisgeben wollen. «Und sie werden dies sicher […] in uneingeschränkter Zusammenarbeit mit den Opfern der Aggression, die Verantwortlichen und das Volk in der Ukraine» tun müssen.
Einfach wird das freilich nicht sein. Kissinger warnt, dass die derzeitige Lage «komplizierter» und «vielleicht gefährlicher» sei als während des Kalten Kriegs: «Das Führungsvermögen, das jetzt gebraucht wird, das muss (deshalb) auch vielschichtiger und anspruchsvoller sein.»
Sie müssen sich anmelden, um einen Kommentar abzugeben.
Noch kein Kommentar-Konto? Hier kostenlos registrieren.
Oops! Wir konnten Ihr Formular nicht lokalisieren.
Oops! Wir konnten Ihr Formular nicht lokalisieren.
Oops! Wir konnten Ihr Formular nicht lokalisieren.
Oops! Wir konnten Ihr Formular nicht lokalisieren.
Warum gibt man diesem alten Mann immer wieder eine Bühne? Ist vergessen, dass Herr Kissinger George W. Bush unterstützt hat, 2003 im Irak einzumarschieren (Dritter Golfkrieg), um dort alles kurz und klein zu schlagen?
Herr Kissinger war Aussenminister (Secretary of State), als der Vietnamkrieg in seiner heissesten Phase war; auch schon vergessen? Nun ja, ist schon etwas länger her.
Der letzte zitierte Satz ist das, was Sorgen macht. Wo soll denn das "Führungsvermögen" her kommen ? Von einem, der gerade sein Land vor die Wand fährt ? Von einer illustren EU Gesellschaft, welche unter lautem Pauken den Genderwahn und Wokismus vorantreibt, ihre Länder aber in den ökonomisch sozialen Abgrund fahren ? Aber, haben wir nicht unsere Geheimwaffen ? Greifen wir lieber zu H B, bevor wir in die Luft gehen. (Ältere verstehen das).
Das sehe ich anders! Henry Kissinger hat in der "Weltwoche" vom 14. Juli 2022 im Interview mit Andrew Roberts sehr genau dargelegt, was er meint. Er spricht von drei möglichen Ergebnissen dieses Krieges und gewichtet sie nach seinen Überzeugungen. Ich sehe da keine Wende. Man kann ihm zustimmen oder auch nicht, Aber er weiß schon, was er sagt.
Danke !
Respekt, dachte ich noch vor zwei Monaten. Jetzt wurde er offensichtlich auf Line gebracht. Das sich ein 99-jähriger Kissinger noch ein Wording vorschreiben lässt!? Aber im Zweifel gilt eben doch die America First Policy.