Gewiefte Politiker schlagen Haken und reden im entscheidenden Moment Klartext. US-Präsident Joe Biden stolpert über die eigenen Worte und verstrickt sich zuverlässig in peinliche Widersprüche.

Eben noch hatte er Putin als Kriegsverbrecher bezeichnet und seine Absetzung als russischen Staatschef gefordert: «Um Gottes willen, dieser Mann kann nicht an der Macht bleiben.»
Alles Schnee von gestern. Jetzt folgte die Spitzkehre.

«So sehr ich auch mit Herrn Putin nicht einverstanden bin und sein Handeln für einen Skandal halte, werden die Vereinigten Staaten nicht versuchen, ihn in Moskau zu stürzen», schreibt Biden in der New York Times.
Was gilt? Wer soll da noch drauskommen?

Offenbar war jetzt wieder einmal Bidens Beraterstab am Werk: Nach verwirrenden Signalen des Chefs hat er beschlossen, im Namen des Präsidenten den Kurs Amerikas via Gastartikel in der Presse zu klären.

Bidens Bocksprünge sind ein Gräuel für seine Betreuer im Weissen Haus.

In den letzten Monaten mussten sie immer wieder ausrücken, um die gestammelten Werke ihres Chefs umzudeuten. Da war zum Beispiels Bidens Behauptung, dass US-Truppen in der Ukraine stationiert würden. Oder seine Drohung, dass das US-Militär eingreifen würde, wenn China in Taiwan einmarschieren würde.
Alles nicht so gemeint, erklärten Bidens Wächter worteringend.

Dabei bedarf es jeweils der gesamten Kunst des Schöneredens, um den Präsidenten aus dem Schlamassel zu ziehen.
Biden habe bloss darauf hingewiesen, dass es Putin nicht erlaubt werden könne, Macht über seine Nachbarn oder die Region auszuüben, und dass er nicht auf einen «Regimewechsel» dränge, so ein Präsidentensprecher geschmeidig nach dessen missglücktem Aufruf zu Putins Absetzung.

Doch statt seinem staff zu danken, dass es seine Patzer ausbügelt, zürnt der Hausherr in 1600 Pennsylvania Avenue.
Die sogenannte Säuberungskampagne, sagte Biden seinen Beratern, untergrabe ihn und ersticke seine Authentizität, die seinen Aufstieg ermöglicht habe, berichtet NBC News am Dienstag. «Schlimmer noch, sie nährt ein republikanisches Argument, dass er nicht ganz Herr der Lage ist.»

Wer sagt’s denn. Manchmal trifft Joe Biden mitten ins Schwarze.