Der konservative Unterhaus-Abgeordnete von Wakefield in Nordengland drangsalierte einen 15-Jährigen und musste hinter Gitter.
Sein konservativer Parlamentskollege in Devon, ein Landwirt, suchte im Internet einen neuen Traktor und landete immer wieder auf Pornoseiten – und das dummerweise im Unterhaus.

Die beiden sexuell Hyperaktiven mussten in der Folge zurücktreten.

Kein Wunder, dass die Wählerschaft in beiden Fällen Kandidaten anderer Parteien vorzog, die ihr Testosteron möglicherweise besser unter Kontrolle halten.

Und so ist es gekommen, dass Premierminister Boris Johnson diese beiden Nachwahlen verloren hat.

Genau das passiert Regierungsparteien in Grossbritannien seit je regelmässig, denn die Wähler sind ein untreues Völklein. Sie küren eine Partei und schmähen sie, sobald sie an der Macht ist, wird sich Johnson denken.

Doch ruhig schlafen kann er deswegen nicht.

Denn seit ein paar Wochen sind sehr dunkle Wolken aufgezogen: Mit der anziehenden Inflation haben linke Labour-Aktivisten und vor allem die Gewerkschaften Streiks als Kampfmittel wiederentdeckt, um der Regierung den Garaus zu machen.

Zuerst die Eisenbahner und die Londoner Metroleute; die Lehrer wollen nachziehen. Das Flugpersonal weiss, dass sich in der Sommersaison ein Ausstand am meisten lohnt. Das Gesundheitspersonal erinnert daran, dass es im Vergleich zu den streikenden Eisenbahnern massiv unterbezahlt ist.

Dem sagt man politisch gesteuerte, soziale Unrast, und die hat im Vereinigten Königreich eine lange Tradition.

Erst eine Premierministerin konnte ihr Einhalt gebieten, und das war Margaret Thatcher.

Wenn Boris Johnson doch noch in seinem Amt überleben will, muss er sich ihrer Standhaftigkeit erinnern – niemals einlenken.

Denn jedes Entgegenkommen zieht neue Forderungen nach sich, bis die Inflation unerträglich wird, wie in den 1970er-Jahren, bevor «Maggie» an die Macht gekommen ist.