Elon Musk, reichster Unternehmer der Welt, will das Internet von allen bürokratischen Zwängen und politischen Einschränkungen befreien. Davon verspricht er sich auch eine positive PR-Wirkung für sein Unternehmen SpaceX.

Die Ersten, die von Musks Satellitennetzwerk Starlink profitieren konnten, das künftig einen weltweiten Internetzugang ermöglichen will, waren amerikanische Indianer vom Hoh-Stamm im Bundesstaat Washington. «Eine abgelegene Gemeinschaft wurde ins 21. Jahrhundert katapultiert», lobte die amerikanische Presse Musk.

Seinen nächsten PR-Coup landete er in der Ukraine, wo er Starlink zur Verfügung stellte. Damit konnte die ukrainische Armee ihre Aktionen besser koordinieren als die russische.

Jetzt ergreift er im Iran Partei, wo das Regime das Internet ganz oder zumindest teilweise abgeschaltet hat.

Der Zugang zu Plattformen wie Whatsapp und Instagram ist in vielen Landesgegenden blockiert. Damit die Demonstranten ihre Aktionen trotzdem untereinander kommunizieren und brutale Bilder der Polizeigewalt ins Ausland übermitteln können, macht Musk sein Starlink-System jetzt den Iranern zugänglich.

Eine Bewilligung von US-Aussenminister Blinken, mit der das Sanktionsregime gegenüber Teheran für diese Investition ausser Kraft gesetzt wird, liegt vor.

Und bereits hat Musk – auf Twitter – angekündigt, sein Internetsystem künftig auch den Kubanern zugänglich zu machen.

Hoh-Stamm, Ukraine, Iran und bald schon Kuba: Bei der Grosszügigkeit Musks geht es nicht um selbstlose Hilfe. Dahinter steckt vielmehr ein erbitterter Wettlauf um den Weltraum, den er gewinnen will.

Dass ein amerikanischer Unternehmer das globale Kommunikationssystem beherrschen will, stösst allerdings nicht nur in Teheran, in Moskau oder in Peking auf Kritik.

Dort haben Wissenschaftler Forschungsprojekte vorgeschlagen, die darauf abzielen, Musks Starlink-Satelliten zu zerstören. Sie könnten nämlich, befürchten sie, im Konfliktfall von der US-Luftwaffe gegen China eingesetzt werden.

Auch die Nasa kritisiert, dass Musks Unternehmen SpaceX den Weltraum mit seinen Satelliten überschwemmt und dessen Privatisierung anstrebt.

Womit sich die Frage aufdrängt: Dürfen sich Unternehmer in geopolitische Fragen einmischen?