Vor einer Woche war die Krypto-Welt noch in Ordnung.

FTX, eine der grössten Tauschbörsen fĂŒr Bitcoin und andere Krypto-WĂ€hrungen, erweckte den Anschein eines mĂŒndelsicheren Investments. Einige der abgebrĂŒhtesten Tech-Investoren aus dem Silicon Valley waren am Eigenkapital beteiligt, dessen Gesamtwert bei ĂŒber 30 Milliarden Dollar veranschlagt wurde – dreimal die Bank Julius BĂ€r. Millionen von Kunden vertrauten auf die Dienste der Plattform, um Krypto-Anlagen zu kaufen und zu verkaufen.

In atemberaubender Geschwindigkeit ist FTX kollabiert. Der RĂŒckzug eines Investors setzte einen Domino-Effekt in Gang, an dessen Ende der Insolvenzantrag vom vergangenen Freitag stand – und purzelnde Krypto-Preise auf breiter Front.

Kunden, die der Plattform ihre Bitcoins und andere Vermögenswerte in Krypto anvertrauten, können nicht mehr auf ihre Guthaben zugreifen.

Der ganze Vorgang wirft mehr Fragen auf, als er beantwortet: Haben die Verantwortlichen Kundengelder und Eigenkapital auf eine Weise vermischt, die bei traditionellen Banken justiziabel wĂ€re? Wie kamen die Silicon-Valley-Platzhirsche dazu, einem – wie sich jetzt zeigt – fragwĂŒrdigen GeschĂ€ftsmodell Milliarden zur VerfĂŒgung zu stellen? Was bringt die Blockchain-Technologie, wenn Anleger am Ende doch der WillkĂŒr zentraler Abrechnungsstellen ausgeliefert wind?

Man muss es in aller Deutlichkeit sagen: Die Krypto-Finanzszene ist, neben vielen seriösen Anbietern, zu einem Tummelplatz fĂŒr Gaunereien und gewissenlose BetrĂŒger geworden. Im Zeitalter des Nullzinses wurde in Krypto-Anbieter investiert, ohne Fragen zu stellen. Insofern ist der FTX-Kollaps auch ein Symptom dafĂŒr, dass sich das Silicon Valley in eine Fantasie-Welt verirrt hat, deren Fassade sich jetzt auflöst wie ein StĂŒck Zucker im Tee.