Kurz nach dem Volksaufstand, der den despotischen Präsidenten Ferdinand Marcos zur Flucht zwang, reiste ich 1986 auf die Philippinen – und fand ein wirtschaftliches Brachland vor.

Als ich mit dem Chef der Zentralbank Bier trank und Sandwichs ass, kam sein Assistent mit einer mechanischen Rechenmaschine in den Raum, damit ich die monatlichen externen Kapitalströme ermitteln konnte. Es war kein schönes Bild. In heutigem Geld hatte die Familie des Diktators schätzungsweise 100 Milliarden Dollar gestohlen – ein Guinness-Weltrekord. Seine Frau Imelda wurde zum Synonym für Gier, ihre Sammlung von 2700 Paar Designerschuhen zum Symbol für ihre Verschwendungssucht.

Abgesehen von offenem Diebstahl blieb das Land auf riesigen Schulden für «weisse Elefanten» sitzen – geplatzte Infrastrukturprojekte. Allein zwei Milliarden Dollar wurden für ein Atomkraftwerk ausgegeben. Es ist inzwischen eingemottet und hat nie ein einziges Watt Strom produziert.

Um seine Herrschaft aufrechtzuerhalten, erstellte Marcos Todeslisten für Regimefeinde. Amnesty International und andere Menschenrechtsgruppen stellten fest, dass es während des Marcos-Regimes 3257 bekannte aussergerichtliche Tötungen und 35.000 dokumentierte Fälle von Folterungen gegeben hat.

Der Erdrutschsieg, mit dem Marcos’ China-freundlicher Sohn Ferdinand «Bongbong» diese Woche zum Präsidenten wurde, ist daher ebenso erstaunlich wie alarmierend.

Wer sagt, dass sich Verbrechen nicht auszahlt?