Gross war die Empörung, als die Welt einen Clip mit drei marokkanischen Spielern online stellte, die mit einer Sieges-Geste des Islamischen Staats posierten und ihren rechten Zeigefinger nach oben strecken.

«Das ist ein Gruss, den sich auch der islamische Staat angeeignet hat», hiess es dazu auf dem Fernsehsender der Welt. Es sei unklar, ob sich die Spieler der Bedeutung dieser Geste bewusst gewesen seien.

Der in Berlin lebende Journalist Tarek Baé fand die Frage, ob marokkanische Kicker IS-Symbole verbreiten würden, unerträglich: Das sei «Volksverhetzung und klassische Verschwörungstheorie», twitterte Baé, der sich nach eigenen Angaben schwerpunktmässig um die Themen «Rassismus und Islam in Deutschland» kümmert.

Stellt sich die Frage, wer wen verhetzt.

Denn sicher ist, dass eine dem Islamischen Staat nahestehende Organisation am 9. Dezember ein Poster veröffentlichte, auf dem ein Dschihadist – oder je nach Standpunkt: ein Terrorist – seine Waffe vor dem Fifa-Symbol in die Luft streckt. Juden und Christen würden Fussball dazu benützen, «junge Muslime von wichtigeren Dingen abzulenken», nämlich dem Dschihad, heisst es dazu.

Damit nicht genug: Pünktlich zum ersten Spieltag veröffentlichte die offizielle Wochenzeitung des Islamischen Staates ein Editorial, in dem die WM als «Dreck, Lust und Schande» charakterisiert wurde.

«Die Juden und das Volk des Kreuzes», wird erklärt, «haben euch mit dem runden Ball betört» und die Gläubigen vom Dschihad, ihrer wichtigsten Aufgabe, abgelenkt. Muslime sollten den letzten Willen des Propheten erfüllen und die «Polytheisten» aus der Arabischen Halbinsel vertreiben.

Ein klarer Fall von Volksverhetzung – aber nicht so, wie Baé meint.

Die Jünglinge des Islams sollten aus ihrem Schlummer aufwachen und die Ungläubigen gemeinsam mit geballter Kraft angreifen, werden Dschihadisten aufgefordert. Dann folgt in brutalsten Tönen der Tagesbefehl: «Schneidet ihnen die Hälse durch und tretet ihre Köpfe durch die Schlachtfelder, anstatt euch in den Fussballstadien auf die Spiele zu konzentrieren.» Denn im Dschihad, verheissen weitere Publikationen der Heiligen Krieger, lasse sich echte Männlichkeit finden.