Meine persönliche Nachkontrolle der undenkbaren Prognosen der letzten Jahre zeigt, dass «undenkbar» eben nicht «unmöglich» bedeutet. Praktisch in jedem Jahr gingen ein bis zwei dieser Fantasien in Erfüllung.

Für 2022 sagten die Experten voraus, dass sich die Regierungen in der Energiepolitik wieder den fossilen Treibstoffen zuwenden würden, weil sie damit die Inflation ausbremsen und soziale Unrast verhindern wollen. Energie- und Rohstofffonds sollen 50 Prozent zulegen. Die weltweiten Fonds für Rohstoffe und Energie legten bis November fast 52 Prozent zu. Noch nie war der Kohleverbrauch so hoch wie 2022.

Im Weiteren erwarteten sie ein Aufrüstungs-Wettrennen im Bereich von Hyperschall-Raketen und eine Rückkehr zu einem kalten Krieg. Sowohl Russland als auch die USA entwickeln neue Waffensysteme dieses Typs. Ein neuer kalter Krieg ist weitgehend Realität geworden.

Insgesamt stellt die Saxo Bank das Jahr 2023 unter das Motto «Kriegswirtschaft». Ihre Spezialisten aus aller Welt wagen sich diesmal mit folgenden Vorhersagen aufs Eis:

  1. Eine Koalition von Milliardären schliesst sich zusammen, um mit Milliardenprojekten den künftigen Energieverbrauch von Manhattan, vor allem im IT-Sektor, zu sichern. Letzterer wird dort in einigen Jahren 20 Prozent des Energiebedarfs beanspruchen.
  2. Frankreichs Präsident Macron tritt zurück, denn der Druck der oppositionellen Linksallianz Nupes und Marine Le Pens Front National gegen das Regieren mit Notstandsgesetzen wird zu gross. Der Euro gerät ins Schleudern, weil eine populistische Koalition das Zepter übernehmen wird.
  3. Der Goldpreis steigt von heute 1790 auf über 3000 Dollar pro Unze, weil die Notenbanken die Inflation nicht unter Kontrolle bringen.
  4. Die EU gründet eine EU-Armee, die bis 2028 stehen und in den nächsten zwanzig Jahren mit 10.000 Milliarden Euro finanziert werden soll.
  5. Ein erstes Land verbietet die Produktion von tierischen Nahrungsmitteln.
  6. In Grossbritannien findet ein Anti-Brexit Referendum statt. Im dritten Quartal 2023 wird eine Labour-Regierung an die Macht kommen und am 1. November 2023 eine Volksabstimmung abhalten, die die Anti-Brexit-Wähler diesmal gewinnen.
  7. Flächendeckende Preiskontrollen werden eingeführt, um die Inflation zu bekämpfen.
  8. Japan wird den Yen zu einem Kurs von 200 Yen pro US-Dollar an den US-Dollar anbinden, um die importierte Inflation zu bremsen und das eigene Finanzsystem zu sanieren.
  9. Die OECD wird 2023 den Kampf gegen Steueroptimierung verstärken und alle Steueroasen ächten. Davon wird die Private-Equity-Industrie existenziell getroffen werden. Deren Aktien werden um 50 Prozent einbrechen.
  10. Die Opec, China und Indien treten aus dem IWF aus und vereinbaren eine neue globale Reservewährung «Bancor». Damit würde ein Halten von US-Treasuries als Währungsreserve überflüssig.

Bleibt nur zu hoffen, dass diesmal nicht wieder ein bis zwei dieser Vorhersagen eintreffen.