Tiktok – Werbeslogan: «Make Your Day» – spaltet die Gemüter. Zu Recht.

Denn soziale Medien sind wahre Informationskraken. Die Illusion, hier sei alles umsonst, erkauft sich der Kunde mit seinen Daten, die er in jeder Hundertstelsekunde auf der Plattform hinterlässt.

Das ist allerdings nicht nur ein Problem von Tiktok. Noch fragwürdiger als die chinesische Plattform für Kurzvideos agieren die Imperien von Meta (ehemals Facebook mit Instagram und Whatsapp) und Google.

Aufgrund der Verzahnung verschiedener Dienste und Unternehmen greifen die Tech-Giganten inzwischen in einer hochmanipulativen Weise in unseren Alltag ein, in unser Denken, Fühlen und Konsumieren.

Die Vorwürfe, die nun in den USA gegen Tiktok erhoben werden, sind daher reine Heuchelei. Gemessen an den Möglichkeiten der Tech-Riesen aus Seattle oder Menlo Park kommt Tiktok zumindest für amerikanische Nutzer geradezu als Waisenknabe daher. Die Kritik aus Washington, die chinesische Regierung könnte Tiktok nutzen, um Daten der Nutzer zu sammeln, und sie zu überwachen, ist zwar berechtigt.

Die ungleich grössere Manipulationsgefahr für US-Bürger geht jedoch von heimischen Unternehmen aus.

Die Drohung von Präsident Biden, Tiktok gegebenenfalls in den USA zu verbieten, hat vermutlich eher geopolitische Gründe als datenrechtliche. Und natürlich wirtschaftliche. Über 150 Millionen Nutzer zählt das Unternehmen in den USA. Tiktok ist zu einem lästigen Konkurrenten für Facebook und Co. geworden. Kein Wunder also, dass die USA fordern, Tiktok solle chinesische Anteile verkaufen – an der Datensicherheit würde das natürlich nichts ändern, an der wirtschaftlichen Situation sehr wohl.