Am Reigen der Kondolierenden, die salbungsvoll ihr Beileid bekunden, lässt sich ablesen, in welcher Riege sich der Verstorbene befand.

Mit tiefer Bestürzung beklagte die Terrororganisation Hamas ihren «ehrenwerten Unterstützer», Irans Präsident Ebrahim Raisi.

Xi Jinping brachte seine «tiefe Trauer» über den «guten Freund» des chinesischen Volks zum Ausdruck.

Wladimir Putin würdigte Raisi als «wahren Freund Russlands». Er sei «von seinen Landsleuten zu Recht hochgeachtet und genoss im Ausland grosses Ansehen», hiess es in einem Statement vom Kreml.

Bei Raisis eigenen Landsleuten indessen scheint die Hochachtung nicht ganz so hoch auszufallen.

Im Internet werden spontane Freudenfeiern von Iranern aus aller Welt gepostet.

«Die iranischen sozialen Medien sind überschwemmt mit Witzen über den Hubschrauberabsturz von Ebrahim Raisi», schreibt die Regimekritikerin Masih Alinejad. «So wehren sich unterdrückte Menschen mit Humor.»

Raisi galt als linientreuer Revolutionär und Vollstrecker des rigiden Kurses, der von einem Mullah-Zirkel um Religionsführer Ali Chamenei vorgegeben wird. Raisi zuckte denn auch nicht mit der Wimper, wenn es galt, diesen Kurs mit harter Hand durchzusetzen.

Das Amt des Henkers ist integraler Teil der religiösen Hydra, die den Iran seit nunmehr 45 Jahren regiert. Richter agieren mit grenzenlosem Selbstverständnis, dass ihr scharfes Schwert unabdingbar sei, um die Reinheit und Fortsetzung der Revolution zu garantieren.

So schickte Ajatollah Sadegh Chalchali, der berüchtigte «Blutrichter» der Iranischen Revolution 1979, massenweise «Konterrevolutionäre» zum Henker. «Ich glaube, ich habe zu wenig getötet. Es gab noch viele, die den Strang verdient hatten», erklärte der «Robespierre» der Ajatollahs einst.

In der «Champions League der Schlächter» mag Raisi Chalchali nicht ganz das Wasser reichen. Doch gemäss gut dokumentierten Quellen und Zeugenaussagen klebt auch an seinen Händen das Blut tausender Iraner.

Raisi war Mitglied des vierköpfigen «Komitee des Todes». Auf Fingerzeig von Revolutionsführer Ajatollah Chomeini liessen er und seine Spiessgesellen 1988 tausende politische Häftlinge ohne Urteil hinrichten. Aus dieser Zeit stammt sein Spitzname «Schlächter von Teheran». Von 1989 bis 1994 war er Generalstaatsanwalt in Teheran, ab 2004 ein Jahrzehnt lang stellvertretender Leiter der Justizbehörde und nach 2014 Generalstaatsanwalt des Landes.

In der Aussenpolitik war Raisi mittels Stellvertretergruppen wie Hisbollah, Hamas oder Huthi darum bemüht, die Versöhnungsprozesse zwischen Israel und arabischen Staaten zu stören.

Nachdem die Hamas am 7. Oktober 2023 in Israel ein grauenhaftes Massaker angerichtet hatte, begrüsste Raisi das Blutbad als «Sieg» und sagte zu Ismail Haniyya, Leiter des politischen Büros der Hamas, dass er mit diesem Angriff der islamischen Nation Freude bereitet habe.

Raisis Nachfolger soll innert sechs Wochen bestimmt werden. Der politische Kurs des Landes wird sich voraussichtlich nicht ändern. Ein Komitee, zusammengesetzt aus Klerikern, trifft die Auswahl der Präsidentschaftskandidaten, aus welchen das Volk dann einen wählen darf.