Er ist der Star der Bundesregierung, und manch einer im politischen Berlin sieht in ihm bereits den nächsten Kanzler: Robert Habeck, der ehemalige Grünen Co-Chef, Vizekanzler und Wirtschaftsminister wirkt durch und durch echt: wühlt sich in die Themen, redet wie ein Mensch und nicht wie ein Berufspolitiker und macht es für jeden nachvollziehbar, wie hart Regierungsarbeit ist, wenn nebenan Bomben fallen, die Inflation galoppiert und die Energiepreise explodieren.

Doch jetzt nähert sich Habeck seinem Gerhard-Schröder-Moment.

Der frühere SPD-Chef und Kanzler packte einst für sein Land das Richtige an – die Agenda 2010 – und wurde dafür von seiner Partei gehasst.

Robert Habeck – er greift auch nach dem Richtigen, aber die Schmerzen, die seine Partei deswegen mit ihm hat, werden von Tag zu Tag fühlbarer: Er fährt zum ungeliebten Herrscher im Wüstenstaat Katar und bittet um Gaslieferungen.

Er forciert den Bau riesiger Flüssiggas-Terminals in Deutschland, der bisher am politischen Gegenwind nicht zuletzt der Grünen gescheitert war.
Er spricht von einer bitteren Entscheidung, wenn er verkündet, dass er die noch vorhandenen Kohlekraftwerke weiter hochfahren muss, um die Stromversorgung sicherzustellen.

Nur über einen Schatten ist er noch nicht gesprungen: Die letzten drei Atommeiler sollen Ende des Jahres – wie geplant – vom Netz, egal, wie wild Putin am Gashahn fuchtelt.

An dieser Stelle schlägt Ideologie noch Pragmatismus.

Habeck fürchtet den Schröder-Moment. Nützen wird ihm das am Ende nichts. Denn wenn die Energieversorgung wackelt, gerät die Wirtschaft ins Wanken.
Davon hat niemand etwas. Am wenigsten ein Wirtschaftsminister mit Kanzlerambition.