Weit schweift der Blick unserer Medien in die Welt. Atemlos berichten sie über Demonstrationen von Teheran bis Tomsk, von Irkutsk bis Isfahan.

Iranische Frauen, russische Männer – mutig lehnen sie sich auf gegen ihre Regierungen, die Unzumutbares von ihnen verlangen: Kopftücher und Wehrdienst.

So viel Weitsicht zieht freilich eine gewisse Kurzsichtigkeit nach sich. Wie sonst ist zu erklären, dass dieselben Medien Proteste übersehen, die unmittelbar vor ihrer Nase stattfinden?

Auch in Plauen, Cottbus oder Zwickau gehen Menschen auf die Strasse. Inzwischen sind es Tausende, und jede Woche werden es mehr. Sie lehnen sich auf gegen eine Regierung, die offenbar Zumutbares von ihnen verlangt: Jobverlust, Konkurs, Vernichtung der Altersvorsorge. Sie wollen überleben.

Gut, mag man sagen. Das ist Dunkeldeutschland, wie ein früherer Bundespräsident das finstere Loch im Osten nannte, dem er selbst entsprang.

Doch immer mehr springen die Proteste auf den Westen über. Und das ist erst der Anfang.

Was lernen wir? Demokratie fördern wir im Ausland. Daheim schaufeln wir ihr fleissig ein Grab.