Im Vorfeld zur 9.-Mai-Rede Präsident Putins wurde prognostiziert, dass Putin den Sieg verkünden würde, der Ukraine den Krieg erklären würde und die Generalmobilmachung ausrufen würde, da die russische Armee bereits am Ende sei durch die Unzahl Gefallener in den eigenen Reihen. Erwartet wurde eine Brandrede à la Adolf Hitler.

Die Rede von Präsident Putin kam dann anders heraus, als sich das der Westen wohl gewünscht hatte.

Präsident Putin bedankte sich bei den amerikanischen und britischen Soldaten sowie bei den Résistance-Kämpfern in Frankreich und den Partisanen Chinas für ihren grossen Beitrag im Kampf gegen Nazideutschland. Selbstverständlich wurde dieser Teil der Rede Präsident Putins im heutigen Leitartikel der NZZ verschwiegen – kein Wort über dieses Zeichen des Respekts Russlands gegenüber den westlichen Alliierten während des Zweiten Weltkriegs auch in schwierigen Zeiten.

Weiter schreibt die NZZ, dass Präsident Putin verbissen gesprochen habe. Er sprach keinesfalls verbissen, sondern äusserst ruhig, souverän und kurz, wie ein Mann, der daran ist, seine Aufgabe zu erfüllen – möglicherweise hörte der Moskau-Korrespondent der NZZ eine andere Rede.

Weiter schaute Präsident Putin gesund aus für einen Mann, der nach westlicher Propaganda von Krebs oder Parkinson gezeichnet sein soll. Der knapp 70-jährige Vielarbeiter machte einen sehr gesunden Eindruck. Ein Vergleich mit Präsident Biden erübrigt sich.

Die westliche Propaganda hat einen Punkt erreicht, wo sie für den Westen selber gefährlich werden könnte.

Studiert man etwa die militärische Situation in der Ukraine, so kommt man zum Schluss, dass das im Westen Verkündete lediglich Propaganda ist und mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun hat. Diese Analyse ist bei gründlichem Recherchieren durchaus auch ohne Beiziehung des russischen Fernsehens möglich.

Meines Erachtens handelt es sich beim Ukraine-Konflikt um einen typischen Stellvertreterkrieg zwischen Russland und den USA auf dem Boden der Ukraine, wobei die USA – wie immer – aus sicherer Entfernung Waffen liefern und Westeuropa anstacheln, in den Krieg zu ziehen.

Der Ton – etwa von Bundeskanzler Scholz – wird immer martialischer, und immer mehr Waffen – meist alte – werden kopflos geliefert, selbst wenn sie nicht passen, keine Munition dafür geliefert werden kann oder aufgrund der Komplexität der Systeme zeitraubende Ausbildung benötig wird – Zeit, welche die Ukrainer möglicherweise nicht haben.

Von Tag eins an wurde die russische Armee als unprofessioneller, unmotivierter und erfolgloser sowie mordender Haufen beschrieben – und es wird propagiert, dass die Ukraine gegen die Russen gewinnen werde. Das nimmt in Deutschland groteske Züge an. Hier kann ich auf den gestrigen Beitrag von Ralf Schuler verweisen, in dem er den Grünen, zum Feldmarschall mutierten Toni Hofreiter genüsslich und hervorragend durch den Kakao zieht.

Falls sich Westeuropa weiter hochjubelt, besteht die Gefahr, dass man zum Punkt kommt, Truppen in die Ukraine zu senden. Das wäre katastrophal. Man erinnert sich an 1941, als die Nazis davon ausgingen, Russland wäre in sechs Wochen besiegt, man müsse lediglich die Tür Russlands auftreten, und alles würde in sich zusammenfallen.

Zum Schluss ein russischer Witz zur im Westen grassierenden Russophobie: Ein Mann sitzt zur Mittagszeit auf einer Bank im Zoo von London und trinkt ein Bierchen. Plötzlich sieht er, wie ein kleines Mädchen ins Krokodilgehege fällt. Mutig springt er ins Gehege und rettet das Mädchen vor dem sicheren Tod. Ein Zoobesucher lobt den Mann: «Ihre mutige Aktion spricht für Sie als englischer Gentleman.» Darauf erwidert der Retter: «Oh, ich bin Russe.» Am nächsten Tag ist folgende Schlagzeile in den englischen Zeitungen zu lesen: «Betrunkener Russe stiehlt einem Krokodil das Mittagessen».