Vor dreizehn Jahren löste die Idee, Solarstrom übers Mittelmeer nach Europa zu leiten, enorme Euphorie dort aus. Allerdings scheiterte das Projekt damals sehr schnell an der Umsetzung und der Sicherheitslage am Südrand der Sahara (Sahel).

Ähnliches gilt für die reichen Erdgasreserven in Afrika. Sie würden theoretisch ausreichen, um den erheblichen und dringenden Bedarf beider Kontinente zu decken. Doch dazu müssten sich die Akteure erst einmal zu einer ernsthaften Form der Zusammenarbeit verpflichten und vor allem in den Aufbau der nötigen Infrastruktur investieren, was bislang stets vermieden wurde. Denn neben der einseitigen Ausrichtung der Volkswirtschaften in Afrika und der im System tief verwurzelten Korruption liegt der Hauptgrund für Afrikas Stagnation in seiner maroden oder oft gar nicht existenten Infrastruktur. Während rund zehn Prozent des Sozialprodukts in Militärausgaben fliessen, bleiben für die Infrastruktur allenfalls vier Prozent.

Die oft nicht existente Infrastruktur ist aber bei weitem nicht die einzige Hürde dafür, mehr Erdgas oder Solarstrom in Afrika zu fördern und nach Europa zu bringen. Mosambik ist zum Beispiel gemessen an den Erdgasvorkommen die Nummer vier in Afrika. Doch sein riesiges Erdgasprojekt in der nördlichen Provinz Cabo Delgado befindet sich in einer heftig umkämpften Region. Im vergangenen Jahr stellte der französische Total-Konzern die Arbeit dort ein, nachdem islamistische Terroristen eine nahe gelegene Stadt erobert hatten. Es war bis dahin eines der grössten Investitionsprojekte auf dem afrikanischen Kontinent.

In Mosambik sind die Erdgasvorkommen so gross, dass sie das Land rein rechnerisch von einem Armenhaus in Afrika zu einem Land mit mittlerem Einkommen machen könnten. Ursprünglich wollte Total 2024 mit der Förderung beginnen. Jetzt ist von 2026 die Rede – oder womöglich noch später.

Ein gutes halbes Jahrhundert nach Beginn der Dekolonisation bleibt Südafrika der einzige Industriestaat des Kontinents. Auch die Aluminiumschmelzen in Mosambik, die Kupferminen in Sambia oder die Erdölfelder in Nigeria und Angola ändern nichts daran, dass es sich bei fast allen anderen Ländern noch immer um Agrarwirtschaften handelt. Und dies beim gegenwärtigen Tempo noch lange Zeit so bleiben wird.