Er ist schon lange eine Legende, und mit 86 Jahren muss er auch niemandem mehr etwas beweisen: Seymour Hersh ist die Art von Journalist, wie ihn wohl nur der knallharte angelsächsische Journalismus hervorbringt – einer, der nachhakt, der bohrt, der sich mit keiner Antwort zufriedengibt und der hartnäckig und geduldig aufdeckt, was die Mächtigen lieber vertuscht gehalten hätten. Hersh enthüllte das Massaker von My Lai im Vietnamkrieg, die Versuche der CIA, US-Bürger auszuspionieren, oder den Folterknast der USA im irakischen Gefängnis Abu Ghraib. Seit einem Jahr hat er sich in die Anschläge auf die beiden Nord-Stream--Pipelines in der Ostsee verbissen, und diese Enthüllungen gefallen dem Weissen Haus genauso wenig wie seine früheren Berichte. Denn Hersh ist auf Grundlage der Informationen seiner Quellen – die im Regierungsapparat und vermutlich in den Geheimdiensten sitzen – überzeugt, dass die Biden-Administration die Sprengung der Gasröhren angeordnet hat. Und dies nicht, um Russland, sondern um den Verbündeten Deutschland zu treffen. Die Weltwoche hat schon mehrere Berichte Hershs veröffentlicht. Lesen Sie in dieser Ausgabe, was er jetzt aufgedeckt hat. Seite 12

Seit die Universität Zürich einen Bericht über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche in der Schweiz veröffentlicht hat, schreien die Medien Zeter und Mordio. Doch kaum jemand hat sich mit dem Papier auseinandergesetzt, das sieben Frauen und ein Mann vom Historischen Seminar verantworten. Die Autorinnen sprechen von 1002 Fällen in siebzig Jahren, ohne zu unterscheiden, ob es sich um Straftaten nach Gesetz oder um Nichtstraftaten wie «verbale Grenzüberschreitungen» handelt. Christoph Mörgeli rechnet vor, dass pro katholische Pfarrgemeinde und Jahr die Wahrscheinlichkeit eines sexuellen Übergriffs 0,004 Prozent betrug. Seite 26

Die Aufgabe des deutschen Bundesamtes für Verfassungsschutz ist eigentlich unmissverständlich und ergibt sich aus seinem Namen. Es fragt sich allerdings – und das ist entscheidend –, wie weit der Geheimdienst gehen darf, um die Gefahren für die demokratische Grundordnung abzuwehren. Der ehemalige Präsident dieser Behörde, Hans-Georg Maassen, schreibt in der aktuellen Ausgabe von Weltwoche Deutschland, dass der Schutz vor Missbrauch generell an drei dünnen juristischen Fäden hänge, die mittlerweile gerissen sind, wie er konstatiert. Maassens Verdikt ist klar: Deutschland ist auf Trippelschritten auf dem Weg in die Diktatur. Dafür bedürfe es nur williger Vollstrecker. Seite 32

Bereits als britischer Premier stand er felsenfest hinter der Ukraine. Nun ist Boris Johnson als Reporter – sein angestammter Beruf – in das kriegsgeschundene Land zurückgekehrt. Aus einem Rehabilitationszentrum für schwerverwundete ukrainische Soldaten ruft er die Staatengemeinschaft dazu auf, der Ukraine uneingeschränkt zu helfen. Wortgewaltig erinnert er in seiner Reportage daran, was auf dem Spiel steht: «Wenn Putin in der Ukraine gewinnt, wenn er auch nur einen Bruchteil des eroberten Territoriums hält, dann wird die Lektion klar sein – dass Aggression sich lohnt, dass die Grenzen in Europa erneut gewaltsam verschoben werden können.» Seite 35

Ihre Weltwoche