Die Ansage von SP-Vorkämpferin Tamara Funiciello vor der Evaluation der Kandidatinnen für den frei werdenden Bundesratssitz von Simonetta Sommaruga war unmissverständlich: «Es braucht junge Mütter im Bundesrat! Nur so geht es vorwärts mit der Gleichstellung.»

Im Auswahlverfahren verpuffte dieser Anspruch allerdings ungehört. Mit Evi Allemann, Pascale Bruderer und Flavia Wasserfallen schieden ausgerechnet jene drei Kandidatinnen (aus unterschiedlichen Gründen) aus dem Rennen, die Funiciellos Anforderungsprofil perfekt entsprochen hätten.

Mit Eva Herzog (60) und Elisabeth Baume-Schneider (58) wurden stattdessen zwei Frauen mit weit mehr Lebenserfahrung nominiert.

Nun meldet sich in der Neuen Zürcher Zeitung die frühere deutsche Familienministerin Kristina Schröder (45, CDU) zu Wort. Angesprochen auf die Ideen der SP-Frauen, sagt sie mit Bezug zu Deutschland: «Eine Kanzlerin mit kleinen Kindern kann ich mir kaum vorstellen.»

Selber trat sie 2013 «aus familiären Gründen» nicht mehr zur Wahl an. Ihren politischen Alltag umschreibt sie als «wenig familientauglich». Sie habe damals ein Neugeborenes zu Hause gehabt – und acht Wochen nach der Geburt wieder voll einsteigen müssen: «Nach Nächten, in denen ich meine Tochter viermal gestillt habe, sass ich am nächsten Morgen vor 50 kritischen Journalisten der Bundes-Pressekonferenz oder musste mich in einer Bundestagsdebatte schlagen. Das war heftig. In meinem Fall hatte ich die bestmögliche Betreuung der Welt, nämlich durch die Grosseltern. Das heisst: Es geht. Aber Sie werden wichtige Momente mit Ihrem Kind verpassen.»

Sie habe in ihrem Büro damals das Anliegen platziert, dass sie zweimal pro Woche abends um 19 Uhr zu Hause sein könne und ein Wochenende pro Monat frei habe, sagt Schröder: «Für eine Ministerin ist das fast schon Teilzeit.»

So votiert sie mittlerweile gegen eine Frauenquote. Selbst ihre Partei, die CDU, spreche heute nicht mehr von Gleichberechtigung, sondern nur noch von Gleichstellung.

Schröder: «Ein Staat, der die Geschlechter gleichstellen will, muss permanent intervenieren und die freien Entscheidungen der Menschen korrigieren. Es ist nicht Aufgabe des Staates, Familien ein bestimmtes Lebensmodell vorzuschreiben.»