Am schönsten formulierte es die Deutsche Presseagentur. Wladimir Putins Rede «bleibt hinter den Erwartungen zurück».
Das ist bester Sportjargon. Der FC Bayern oder Roger Federer bleiben sonst hinter den Erwartungen zurück. Dann macht sich bei den Zuschauern Enttäuschung breit.
«Dieser Tag», fasste denn auch der Zürcher Tages-Anzeiger enttäuscht zusammen, «bleibt hinter Putins Erwartungen.»
Tatsächlich. Was hatten die Journalisten vor dem russischen «Tag des Sieges» nicht alles an Erwartungen formuliert.
Die weniger Mutigen unter ihnen weissagten von Putin eine Generalmobilmachung und eine Kriegserklärung an die Ukraine. Die etwas Mutigeren der Branche spekulierten über Putins Kriegserklärung gleich gegenüber der Nato und der Ankündigung eines Atomwaffen-Einsatzes.
Und nun das.
«Bei seiner mit Spannung erwarteten Rede», so die Süddeutsche Zeitung ebenfalls im besten Sportjargon, versagte Putin auf der ganzen Linie. Kein einziger Treffer im ganzen Spiel, nicht mal ein Pfostenschuss.
Die Deutungen waren schnell zur Hand. Putin, so beobachteten die Journalisten, sei «aufgedunsen», er sitze «mit einer Decke über den Beinen», er wirke «müde» und «beim Gehen liess er einen Arm hängen».
Um im Sportjargon zu bleiben: Putin war verletzt.
Wenn er wieder fit ist, wird das vielleicht doch noch was mit dem dritten Weltkrieg.
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Die hätten erwartet, dass er den "Totalen Krieg" ausruft, dann würden sie sich endlich in ihren täglichen Lügen bestätigt fühlen und Waffen liefern bis alles nur noch schwarz und verbrannt ist.
Moderne Journalisten, obwohl sie sich einbilden, global zu denken, haben keinen Begriff von Putin und von Russland. Wenn der Russe die letzte Zeile der Nationalhymne singt: "Die Treue zu unserem Vaterland gibt uns Kraft. So war es, so ist es, und so wird es immer sein" tut er dies mit voller Überzeugung. Und Putin gehört einfach dazu. Was denken die Deutschen, wenn sie singen: Einigkeit? Recht? Freiheit? Vaterland? Sind sie davon noch überzeugt?
Und das alles nur, weil „Zar Wladimir, der - nicht ganz so - Große“ vor lauter Aufregung die Überraschungs-Eier zu Hause hat liegen lassen!
Putin kennt die Regeln eben nicht, er kommt aus der Kälte aus den sibirischen Ebenen. Er sollte endlich die Vorgaben von DPA und NZZ beherzigen. Dann wird vielleicht noch etwas aus ihm!
Bei welchem Medienhaus gibt's noch journalisten? Sind doch alles nur noch Plauderis und selbst verliebte Gestalten.
Journalisten gibts es meines Wissens, mit wenigen Aussnahmen u.a reitschuster.de, nur noch in den Geschichtbüchern. Propaganda-Schleudern wäre daher ein zu-treffender Begriff für heutige Medienschaffende.