Die Deutschen werden immer weniger deutsch. Zum ersten Mal schickt das Land einen Film ins Rennen um den Oscar für den besten internationalen Spielfilm, in dem weder Deutsch gesprochen wird noch irgendeine deutsche Person am Prozess des Filmemachens beteiligt war. Ausser bei der Finanzierung. Es handelt sich um das iranische Werk «دانه‌ی انجیر معابد», der deutsche Titel lautet «Die Saat des heiligen Feigenbaums», gesprochen wird Farsi.

Hanns-Georg Rodek, seit Jahrzehnten einer der profiliertesten Filmjournalisten Deutschlands, reibt sich die Augen. In der Welt schreibt er: «Dies ist kein Scherz, sondern die Entscheidung des Auswahlkomitees bei German Films, der Exportorganisation für das deutsche Kino.»

Was ist geschehen?

Der Film gelangte mit Regisseur Mohammad Rasulof nach Deutschland, der aus dem Iran fliehen musste. Er hatte den Film heimlich gedreht. Es drohe ihm in seiner Heimat eine lange Gefängnisstrafe, heisst es. Beim Film handle es sich um ein Meisterwerk. Am Festival in Cannes erhielt er im Mai bereits eine Auszeichnung. Rasulof kennt man: 2020 gewann er an der Berlinale den Hauptpreis für den Film «Das Böse gibt es nicht».

In «Die Saat des heiligen Feigenbaums» geht es um den Juristen Iman, der zum U