Es gibt viele Möglichkeiten, die Nutzer einer Sprache – also uns alle – zu erziehen.

Man kann einzelne Ausdrücke sanktionieren, man kann mittels Massenmedien direkte Sprachpolitik betreiben, und man kann versuchen, einen gewissen Sprachstil über die Macht von Behörden und Schulen durchzusetzen.

Der einfältigste Versuch der politisch korrekten Sprachpädagogik ist die alljährliche Auslobung des «Unworts des Jahres». Heute Vormittag war es wieder einmal so weit. Das Ergebnis: Unwort des vergangenen Jahres ist der «Klimaterrorist». Begründung: «Der Ausdruck wurde im öffentlichen Diskurs gebraucht, um Aktivist:innen und deren Protest zu diskreditieren.»

Man muss es deutlich sagen, und man tritt den Initiatoren dieser Aktion damit sicher nicht zu nahe, dass es sich bei der Unwort-Aktion um dezidiert linkes Polit-Marketing handelt. Entsprechend wurden in den vergangenen Jahren Begriffe wie «Lügenpresse», «Gutmensch» oder «Klima-Hysterie» zu Unwörtern erklärt. Denn hier würden Menschen pauschal herabgesetzt und diskreditiert. Keine Unwörter scheinen hingegen «Aluhutträger», «Verschwörungstheoretiker», «Schwurbler», «Putin-Versteher» oder «Klimaleugner» zu sein.

Die «Sprachkritische Aktion», formal an der Universität Marburg angesiedelt, ist ein ebenso gutes wie abstossendes Beispiel für die Selbstherrlichkeit und den Autoritarismus eines akademischen Milieus, das hochtrabende Moral benutzt, um im politischen Machtkampf zu punkten. Man setzt sich nicht mit den Argumenten des politischen Gegners auseinander, sondern greift Schlagworte aus der hitzigen Alltagsdebatte heraus, um ganze politische Anliegen und Lager als illegitim zu brandmarken.

Das ist Agitprop in reinster Form – und daher selbst irreführender und stigmatisierender Sprachgebrauch.