Der vergangene Wahlsonntag stellt eine historische Zäsur dar: Mit dem ehemaligen Terroristen Gustavo Petro wurde erstmals ein linker Präsident gewählt, mit knappem Vorsprung auf den konservativen Gegenkandidaten Rodolfo Hernández.

Und «links» heisst im Falle von Gustavo Petro eher «linksradikal»: In jüngeren Jahren war Petro in der marxistischen Guerilla-Gruppe M-19 aktiv. Zu der Zeit, als diese 1985 den Justizpalast kurzzeitig mit Waffen einnahm, wobei 17 Personen starben. Seit vielen Jahren betätigt sich Gustavo Petro in der kolumbianischen Politik als Verkörperung eines Klassenkampfes nach marxistischem Strickmuster.

Wie seinerzeit Hugo Chávez bei seiner «Bolivarianischen Revolution», kleidete Petro seine beinharten Positionen anlässlich des Wahlkampfs in Watte. Enteignen wolle er niemanden, lediglich die Wirtschaft «demokratisieren».

Für Schweizer Firmen, die in Kolumbien tätig sind, könnte es unangenehm werden. So etwa für das Bergbauunternehmen Glencore und für den Ölhändler Trafigura, aber auch für Nestlé und Novartis.

Der neue Mann in der Casa de Nariño, dem Präsidentensitz in Bogotá, steht mit seiner Vergangenheit, aber auch mit seiner Ideologie, in einer Reihe mit den Venezolanern Hugo Chávez und Nicolás Maduro. Der venezolanische Präsident gratulierte entsprechend überschwänglich zum Sieg: «Für unser Brudervolk bricht eine neue Zeit an.»

Sofern die kolumbianischen Institutionen das Schlimmste nicht abwenden, wird es eine Zeit der Not und des Elends.
Venezuela lässt grüssen.

Lesen Sie in der nächsten Ausgabe der Weltwoche, warum das einstige konservative Vorzeige-Schwellenland Kolumbien den Verlockungen des Linkspopulismus erlegen ist.